A close-up of a snail on a leaf. Taken on a Canon EOS 77D with a Canon EF-S 35mm f/2.8 Macro IS STM lens.

MAKROFOTOGRAFIE

So macht man im Herbst tolle Bilder mit Makrofotografie

Die Nahaufnahme ist die Essenz der Makrofotografie. Sie hebt Texturen hervor, die das menschliche Auge nicht sehen kann und zeigt die Schönheit, die im Detail verborgen liegt. Man muss nicht weit reisen, um die Makrofotografie zu üben. Alltagsgegenstände erhalten aus nächster Nähe eine neue Perspektive, dein Garten oder ein Park sind das perfekte Testgelände.

1. Welche Ausrüstung braucht man für die Makrofotografie?

Man kann zwar mit vielen Objektiven Nahaufnahmen machen – aber nur ein echtes Makroobjektiv bietet einen Vergrößerungsmaßstab von mindestens 1:1 bzw. Lebensgröße. Das bedeutet: Wenn die kürzeste Naheinstellgrenze eingestellt und das Motiv scharf abgebildet wird, hat das auf dem Sensor erzeugte Bild die gleiche Größe wie das Motiv.

Diese Objektive haben eine sehr kurze Naheinstellgrenze, d.h. man kann aus sehr kurzem Abstand ein Motiv bildfüllend fotografieren. So kann man beispielsweise mit dem Canon EF-S 35mm f/2.8 Macro IS STM Objektiv bis zu 3 cm an das Motiv heran gehen und es absolut scharf erfassen. Dieses Objektiv verfügt zudem über eine clevere integrierte LED-Makroleuchte, um den Schatten auf dem Motiv auszugleichen, den die Kamera bei diesem kurzen Abstand verursachen kann. Auch Kameras der EOS M Serie wie die Canon EOS M50 oder die Canon EOS M6 Mark II profitieren mit dem Canon EF-M 28mm f/3.5 Macro IS STM von einer solchen Makroleuchte.

A Canon EOS 77D with a Canon EF-S 35mm f/2.8 Macro IS STM lens and a tripod lie on long grass.

Wer vor dem Kauf eines speziellen Objektivs einen Eindruck von der Makrofotografie bekommen möchte, kann auch mit bestimmtem Zubehör die Vergrößerung seines Standardobjektivs erhöhen. Wenn beispielsweise ein Canon Zwischenring EF 25 II oder ein Canon Zwischenring EF 12 II an der Rückseite eines kompatiblen Objektivs montiert wird, kommt man näher als sonst an das Motiv heran. Du kannst einen ähnlichen Effekt erzielen, wenn du stattdessen eine Canon 250D 58-mm- oder Canon 500D 77-mm-Nahlinse am vorderen Filtergewinde des Objektivs anschraubst.

Unabhängig davon, welchen Weg du für die Makrofotografie wählst, steigt das Risiko verwackelter Bilder bei Aufnahmen aus so großer Nähe. Du solltest mit einem Stativ oder einer ähnlichen Halterung die Kamera bei der Aufnahme stabil halten, um schärfere Ergebnisse zu erzielen.

2. Wie bereite ich mich für die Makrofotografie vor?

Viele EOS Kameras verfügen zwar über einen speziellen Nahaufnahme-Modus, aber für eine kreativere Steuerung sollte die Kamera auf Zeitautomatik (Av) oder Manuell (M) gestellt werden. Beide Aufnahmemodi ermöglichen, die gewünschte Blende zu wählen – was einen erheblichen Einfluss auf die Wirkung und die Aufnahme eines Makrofotos sowie die Belichtung nimmt.

Die Zeitautomatik ist für den Anfang der einfachste Modus, da die Kamera automatisch eine Belichtungszeit einstellt, um eine ausgewogene Belichtung mit der vorgewählten Blende zu erzielen. Wenn du bereit bist, die vollständige Kontrolle über die Einstellungen zu übernehmen, schalte die Kamera auf Manuell.

3. Die Vorteile des von uns verwendeten Systems (EOS 77D + EF-S 35mm F2.8 Macro IS STM)

Ein Makroobjektiv in Kombination mit dem 24,2 MP Sensor der Canon EOS 77D ermöglicht dir, die feinen Haare an den Beinen dieser Fliege und ihre riesigen roten Augen gestochen scharf zu erfassen.

Die Canon EOS 77D ist eine ausgezeichnete Wahl für die Makrofotografie. Der 24,2 MP CMOS-Sensor der Kamera zeichnet unglaubliche Details auf und das dreh- und schwenkbare Touchscreen-LCD ermöglicht, die Bilder aus ungewöhnlichen Positionen aufzunehmen – wie z.B. eine bodennahe Aufnahme aus der „Froschperspektive“.

Um die hohe optische Leistung eines Makroobjektivs und eines hochauflösenden CMOS-Sensors optimal zu nutzen, ist es wichtig, dass sich die Kamera während der Aufnahme nicht bewegt. Selbst kleinste Erschütterungen nehmen Einfluss auf die Bildqualität. Du solltest den Selbstauslöser verwenden, um Bilder zu machen, wenn die Kamera auf dem Stativ befestigt ist. Das Canon EF-S 35mm F2.8 Macro IS STM Objektiv verfügt über einen Bildstabilisator, der ideal für Aufnahmen aus der freien Hand ist. Bei Aufnahmen mit Stativ sollte jedoch die Bildstabilisierung deaktiviert werden, da der interne Mechanismus, der die Bewegung kompensieren soll, den entgegengesetzten Effekt haben kann, wenn keine Bewegung erkannt wird. (Einige Objektive haben zwar eine Stativ-Erkennung, aber nicht alle, daher ist es am sichersten, den IS manuell auszuschalten, besonders bei Langzeitbelichtungen.)

Um die mechanischen Erschütterungen weiter zu reduzieren, kann die Spiegelarretierung der DSLR-Kamera über das Hauptmenü aktiviert werden – oder die Kamera wird auf Live View eingestellt, wobei der Spiegel automatisch in seiner hochgeklappten Position verriegelt wird. Du kannst außerdem das integrierte WLAN der Canon EOS 77D nutzen, um die Kamera über die auf dem Smartphone oder Tablet installierte Canon Camera Connect App fernzusteuern.

4. Blende

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Der niedrige Blendenwert bedeutet, dass die Schnecke im Fokus ist, während der Hintergrund angenehm verschwommen wirkt.

Die Wahl der Blende beeinflusst die Schärfentiefe – oder wie viel vom aufgenommenen Motiv scharf abgebildet wird. Niedrige Blendenwerte wie F2.8 und F4 erzeugen eine geringe Schärfentiefe (nur ein kleiner Bereich ist scharf fokussiert), während hohe Blendenwerte wie F11 und F16 eine größere Schärfentiefe ermöglichen (mehr vom Motiv ist scharf erkennbar).

In der Makrofotografie kann selbst eine große Schärfentiefe nur wenige Millimeter betragen – deshalb sollte man sich beim Fokussieren keine Fehler erlauben. Der Hintergrund ist wahrscheinlich in beiden Fällen unscharf – aber die Verwendung einer kleineren Blende (höhere Blendenzahl) ermöglicht, mehr vom Motiv scharf abzubilden. Eine größere Blende (niedrige Blendenzahl) ermöglicht, sich auf einen kleineren Teil des Motivs zu konzentrieren und den Rest unscharf zu lassen.

5. Belichtungszeit

Die geringe Schärfentiefe bei dieser Blendenöffnung führt zu einem sehr schmalen Fokusbereich – Teile des Blattes bleiben unscharf.

Wenn du die Blende änderst, muss sich entweder die Belichtungszeit oder die ISO-Einstellung ändern, um eine gleichmäßige Belichtung zu gewährleisten. Eine Änderung der ISO kann jedoch die Bildqualität beeinträchtigen – daher ist es stattdessen ratsam, Blende und Belichtungszeit so einzustellen, dass sie deiner kreativen Absicht entsprechen.

So funktioniert das: Mit steigender Blendenzahl wird die Blendenöffnung im Objektiv kleiner. Dadurch tritt weniger Licht in die Kamera ein, die Belichtungszeit muss verlängert werden, um sicherzustellen, dass das Bild nicht zu dunkel wird. Wenn du einen kleinen Blendenwert wählst, wird die Blendenöffnung im Objektiv größer – dann muss die Belichtungszeit kürzer werden, um zu verhindern, dass das Bild zu hell wird.

Es mag seltsam erscheinen, dass ein niedriger Blendenwert wie F4 eine große Blendenöffnung und ein hoher Blendenwert wie F16 eine kleine Blendenöffnung liefert – aber es hilft, wenn man es als Bruchzahl betrachtet: 1:4 (ein Viertel) ist mehr als 1:16 (ein Sechszehntel).

Die obige Aufnahme wurde mit einer Blende von F2.8 aufgenommen, was der niedrigste Blendenwert am Canon EF-S 35mm F2.8 Macro IS STM Objektiv ist und somit dessen Lichtstärke repräsentiert. Die geringe Schärfentiefe sorgt bei dieser Blende für einen kleineren Bereich mit perfekter Schärfe – und eine attraktive Hintergrundunschärfe.

6. ISO

Die Einstellung der ISO-Empfindlichkeit gibt die Freiheit, kleinere Blendenöffnungen und kürzere Belichtungszeiten zu kombinieren.

Um eine optimale Bildqualität zu erzielen, solltest du immer versuchen, niedrige ISO-Einstellungen wie ISO 100, ISO 200 oder ISO 400 zu verwenden. Bei diesen Empfindlichkeiten kann die Belichtungszeit eventuell zu lang werden, um scharfe Ergebnisse zu erzielen – speziell dann, wenn eine kleine Blende vorgewählt oder bei wenig Licht fotografiert wird.

Eine Erhöhung des ISO-Wertes ermöglicht zwar die Verwendung einer kürzeren Belichtungszeit. Aber höhere ISO-Empfindlichkeiten können zu einem erhöhten Bildrauschen führen – dem digitalen Äquivalent eines hochempfindlichen Films mit starker Körnigkeit. Um dies zu reduzieren, kannst du die Rauschreduzierung bei Aufnahmen mit hoher ISO-Empfindlichkeit aktivieren. Diese Option befindet sich im roten Bereich des Kameramenüs.

7. Kreativ werden

Bei dieser Blende (F2.8) ist der Bambusschaft scharf gestellt, aber der Hintergrund ist verschwommen.

Einer der Vorteile der Makrofotografie ist, dass man atemberaubende Bilder direkt vor der Haustür machen kann. Alltagsgegenstände werden zu faszinierenden Motiven, wenn man sie in einem neuen Licht zeigt – und man kann mit den Kameraeinstellungen experimentieren.

Eine der einfachsten Möglichkeiten ist das Experimentieren mit der Blende. Im obigen Beispiel wurde die Blende auf F2.8 eingestellt. Dieses Bild hat einen weichen, unscharfen Hintergrund, aber der Bambusstab im Vordergrund ist perfekt im Fokus.

Wenn du eine kleine Blendenöffnung wählst, bedeutet das, dass die Hintergrunddetails schärfer dargestellt werden.

Die nächste Aufnahme (oben) wurde bei Blende F5 gemacht. Im Vergleich zu dem mit Blende F2.8 aufgenommenen Bild ist mehr von den Hintergrunddetails sichtbar.

Eine weitere Reduzierung der Blende bedeutet, dass im Hintergrund nun viel mehr Details erkennbar sind.

Schließlich wurde das obige Bild mit der kleineren Blende F8 aufgenommen. Die Belichtung ist ähnlich wie bei den anderen Aufnahmen – aber der Hintergrund hat jetzt viel mehr Details. Dies zeigt, wie selbst kleine Anpassungen in der Welt der Makrofotografie zu einem großen Unterschied führen.

Der Herbst ist eine gute Zeit, um die Makrofotografie zu üben. Wenn das Grün der Blätter auf Rot- und Brauntöne wechselt und sich die Natur auf den Winter vorbereitet, zeigt sich die Schönheit im Detail. Geh einfach mal vor die Tür gehen und schau genauer hin.


Geschrieben von Ian Wade und Marcus Hawkins

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