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Einstieg in den Fotojournalismus – Tipps der Juroren des World Press Photo Contest

Spain’s Javier Arcenillas was awarded third prize in the Long Term Projects Series category, for Latidoamerica. In this image, Roberto Arturo Adonay Antonio, allegedly a member of international criminal organisation  Mara 18 , arrives at a pre-trial detention centre in Usulután, El Salvador.
Der Spanier Javier Arcenillas erhielt den dritten Preis in der Kategorie „Long Term Projects“ für „Latidoamerica“. In diesem Bild trifft Roberto Arturo Adonay Antonio, mutmaßliches Mitglied der internationalen kriminellen Organisation Mara 18, zu einem Verhör in Usulután, El Salvador ein. Aufgenommen am 28. Dezember 2015 mit einer Canon EOS 5D Mark III mit einem Objektiv Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM. © Javier Arcenillas, Luz

Die Juroren des World Press Photo Contest werden aufgrund ihrer Erfahrung, ihres Wissens und ihrer Fähigkeit, eine Geschichte – und Talent – schon auf den ersten Blick zu erkennen, ausgewählt. Mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung im Fotojournalismus, ob bei der Sichtung von Bewerbungen, der Auftragsvergabe oder der Portfolioüberprüfung, ist niemand besser geeignet, um Tipps für den Einstieg in den modernen Fotojournalismus zu geben.

Christian Ziegler’s

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Trotz der Tatsache, dass die Branche als rückläufig gilt, hat sich die Anziehungskraft des Fotojournalismus nicht verringert. Aber ohne einen klaren Karriereweg in die Branche wissen sich diejenigen, die sich für Fotojournalisten interessieren, vielleicht nicht, wo sie anfangen sollen. In einem Markt voll von leidenschaftlichen Fotografen ist es wichtig, zu erkennen, wie man sich selbst von der Masse abheben kann.

Drei World Press Photo-Juroren dieses Jahres sagen uns, wonach sie suchen, was ihre Aufmerksamkeit erregt, was sie gar nicht leiden können und wie man Erfolg hat: Vorsitzende der Kategorien „Nature“ und „Environment“ und Mitglied der allgemeinen Jury Whitney C Johnson, Vorsitzender der Kategorie „People“ und Mitglied der allgemeinen Jury Jérôme Huffer und Juror der Kategorien „News“ und „Documentary“ Laurence Tan.

Headshot of World Press Photo Contest juror Whitney C Johnson on a dark grey background.

Über Whitney C Johnson

Whitney C Johnson ist Vice President of Visuals and Immersive Experiences bei National Geographic. Vor ihrer Arbeit bei National Geographic war sie Director of Photography beim Magazin The New Yorker, wo sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Sie sitzt auch im Vorstand der Alexia Foundation und des W. Eugene Smith Fund.

Whitney C Johnson

„Erstens: Studiere etwas anderes als Fotografie. Bei der Beauftragung eines Fotografen betrachten wir nicht nur seine visuelle Herangehensweise an ein Thema, sondern auch das Fachwissen oder die Verbindung, die er zum Thema mitbringt. Zweitens: Vernachlässige die Recherche nicht. Bevor du zu einem Projekt aufbrichst, nimm dir die Zeit, um die Idee selbst gründlich zu recherchieren und ähnliche Projekte zu betrachten, die bereits dazu vorhanden sind.

Ich denke, es ist wichtig, ein persönliches Projekt zu entwickeln. Ein Projekt hilft einem Redakteur zu verstehen, was dich begeistert – wie du eine Story recherchierst, wie du eine Erzählung aufbaust und wie du bearbeitest. Nur ein geschlossenes, engagiertes, einzigartiges Projekt bleibt in Erinnerung – über Tage oder Jahre. In einer Welt, in der jeder Bilder aufnimmt, müssen sich professionelle Fotografen durch eine bestimmte Vision und Perspektive definieren.

Und zu guter Letzt: Stelle Nachforschungen über die Publikation an, bei der du dich bewirbst, und passe deine Präsentation, dein Portfolio und deine Fragen entsprechend an. Oft sind ein Treffen bei einer Publikation oder eine Portfoliosichtung wie ein erstes Date, und so solltest du es auch behandeln: Stelle nicht zu viele Fragen, und wecke den Wunsch, dich wiederzusehen!“

Headshot of World Press Photo Contest juror Jérôme Huffer leaning against a stone wall.

Über Jérôme Huffer

Jérôme Huffer ist Leiter der Fotografieabteilung des französischen Wochenmagazins „Paris Match“, wo er seit seinem Abschluss an der Kunstschule 2001 arbeitet. Er war Teil verschiedener Jurys für Fotografiepreise, darunter für den Visa d'or und den Prix Bayeux.

Jérôme Huffer

„Ironischerweise ist mein erster Rat, Journalist zu sein, bevor man Fotograf ist. Heute ist es ziemlich einfach, ein guter Fotograf zu sein – zumindest technisch gesehen. Aber ich sage in der Regel, dass zwar jeder von uns einen Stift hat, aber nur wenige Schriftsteller sind. Man muss gut genug sein, um die technische Seite vergessen zu können und nur darüber nachzudenken, was man mit seinen Bildern sagen möchte.

Finde einen guten Bildredakteur, mit dem du arbeiten und dem du vertrauen kannst. Fotografen sind meist sehr schlechte Redakteure. Die Arbeit mit einem guten Redakteur kann deine Karriere in die richtige Richtung lenken. Die meisten Bildredakteure verfügen über ein globales Verständnis der Branche.

Meist kommen Bewerbungen nicht zum Punkt, d. h., die Botschaft ist nicht klar. Man muss sich erst zehn Minuten Kontext anhören, bevor man den Zweck der Arbeit versteht. Meine Empfehlung lautet daher: Komme zum Punkt! Wenn du deine Bilder zeigst, platziere das beste am Anfang deiner Präsentation. Willst du über eine Story in einem Land berichten, verschwende nicht 20 Zeilen damit, die Ereignisse der vergangenen 20 Jahre in diesem Land zu erläutern. Wenn eine Geschichte gut ist, genügen ein paar Worte, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Im nächsten Schritt kannst du dann dein Projekt weiter erklären.“

Headshot of World Press Photo Contest juror Laurence Tan taken up close.

Über Laurence Tan

Laurence Tan ist Assignment Editor bei Getty Images in Hongkong und vergibt Aufträge an Fotografen in ganz Südostasien, in Teilen Südasiens, in Hongkong und in Taiwan. Bevor er bei Getty Images anfing, arbeitete er im Hongkonger Büro der York Times und beim Global Picture Desk von Reuters in Singapur.

Laurence Tan

„Es erfordert viel harte Arbeit und persönliche Opfer, um in der Branche Fuß zu fassen. Ich denke, Fotojournalisten müssen sich fragen, warum sie diesen Weg gewählt haben, wenn sie von kommerzieller Arbeit zur Bezahlung ihrer Rechnungen in Beschlag genommen werden. Es gibt keine geheime Formel – jeder findet seinen eigenen Weg basierend auf den eigenen Stärken und Schwächen, und was für einen Fotografen funktioniert, muss nicht zwingend für alle funktionieren.

Fotojournalisten müssen authentische Arbeiten produzieren und ihre Meinung zeigen, besonders beim Berichten über wichtige Storys. Aufträge allein reichen nicht aus, um Arbeiten zu schaffen, die sich von der Masse abheben, da jeder das Gleiche tut. Es ist eine von Wettbewerb geprägte Branche, und die ursprünglichen Ideen müssen gut umgesetzt werden, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Vor der Präsentation eines Portfolios für Bewerbungen ist es wichtig, sicherzustellen, dass dieses gut bearbeitet wurde und die Ideen dahinter gut durchdacht sind. Ich bevorzuge normalerweise eine Mischung aus persönlichen Projekten und Fotos im Rahmen von Aufträgen. Jeder kämpft um Aufmerksamkeit, daher ist eine gute Vorbereitung unerlässlich. Ich frage jüngere Fotojournalisten oft, was sie mit ihren persönlichen Projekten erreichen wollen, wenn sie mir unvollständig erscheinen. Es ist auch wichtig, die Anforderungen der Branche zu berücksichtigen, insbesondere den zunehmenden Bedarf an Video und Multimedia.“

Verfasst von David Clark


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