Interview with Lars Boering

Lars Boering, Geschäftsführer der World Press Photo Foundation

Lars Boering, Geschäftsführer von World Press Photo, spricht mit Canon über das erste Festival von World Press Photo und teilt seine Gedanken über die sich wandelnde Arbeitswelt der professionellen Fotografie.

F: Der Schwerpunkt des diesjährigen Festivals lag auf den Präsentationen der Fotografen und nicht auf den Podiumsdiskussionen mit Industriemitgliedern. Was war der Grund für diese Änderung?
„Wir haben das Festival für ein breiteres Publikum zugängig gemacht. Es geht jetzt eher darum, interessante und wichtige Geschichten zu feiern und zu genießen und eine Brücke zwischen den Fotografen und der Zielgruppe zu schlagen. Podiumsdiskussionen sind weiterhin ein wichtiger Bestandteil des Festivals, jedoch sind wir der Meinung, dass sie so abgehalten werden sollten, dass dabei tatsächliche Ergebnisse und Beschlüsse erzielt werden.“

F: Sie haben seit dem Beitritt zum World Press Photo einige wichtige Änderungen eingeführt. Welche Pläne haben Sie für die kommenden fünf Jahre?
„Ich glaube, wir brauchen eine Konferenz oder ein Gipfeltreffen – das fehlt der Fotografie und dem Fotojournalismus wirklich sehr. Natürlich treffen sich die Menschen im Laufe des Jahres bei unterschiedlichen Veranstaltungen. Doch im Gegensatz zu der Kreativwirtschaft gibt es nicht eine einzige Veranstaltung, bei der wir uns mit den entscheidenden Personen zusammensetzen, um etwas zu planen und eine gemeinsame Grundlage zu schaffen. Wir haben die World Press Photo Foundation nun zu einer Plattform aufgebaut, die mehr als nur ein Wettbewerb ist.“

F: Soziale Medien werden als Währung der Kommunikation immer vorherrschender. Müssen wir dem misstrauisch gegenübertreten?
„Hier hält sich unsere jüngere Zielgruppe auf. Ein Beispiel: World Press Photo hat jetzt glaube ich 550.000 Follower bei Instagram, und die Zahl wächst um 1.000 Personen pro Tag. Es ist sehr spannend, aber ich sehe auch die Kehrseite der Medaille. Wir profitieren von den übermächtigen Plattformen wie Facebook sehr, doch Sie werden zu einer Bedrohung für unsere Freiheit, da sie uns bestimmten Dingen aussetzen können.“

F: Wir sehen immer mehr unabhängige Fotojournalisten, die nur geringfügig unterstützt oder finanziert werden. Welches Feedback erhalten Sie von diesen Personen?
„Wenn Sie auf der Suche nach Personen sind, die Sie pro Foto bezahlen, dann wünsche ich Ihnen viel Glück! Ich glaube, dass es nicht mehr so einfach ist, es sei denn, Sie sind ein bekannter Fotograf. Die Verlagswelt befindet sich in einer Krise und Übergangsphase. Wenn Sie etwas über Erfolg lernen möchten, dann sollten Sie Erfolg studieren.“