Emma-Lily Pendleton: Die Regeln von World Press Photo sind [seit 2016] in Bezug auf Inszenierung, Manipulation sowie Fotobearbeitung strenger geworden. Wie schwierig ist die Überprüfung?
Magdalena Herrera: Sehr schwierig. Jede Datei wird mit technischen Mitteln geprüft. Dann werden die Bildunterschriften zweimal von einem unabhängigen Prüferteam geprüft. Zuweilen befragen die Prüfer dann den Fotografen und überprüfen die Nachrichten [um sicherzustellen, dass die Geschichte des Fotografen mit den bekannten Ereignissen übereinstimmt]. Das ist ziemlich streng, aber anders geht es heutzutage nicht. In den Zeiten gefälschter Nachrichten ist es wichtiger denn je, entschieden gegen [Manipulation] vorzugehen, um glaubwürdig zu sein.
Thomas Borberg: Ich glaube, dass der World Press Photo Contest eine Botschaft von Wahrheit und Vertrauen sendet, nicht nur im Namen von World Press Photo, sondern aller professionellen Fotografen, insbesondere Fotojournalisten. Sie können nicht fast richtig liegen oder nur ein bisschen fälschen – es ist entweder echt oder nicht. Wenn Sie versuchen, die Geschichten zu manipulieren, untergraben Sie das Fundament des Fotojournalismus. Dabei geht es nicht nur um das Beschneiden eines Bildes oder das Hinzufügen von Elementen. Wenn Sie ein professioneller Geschichtenerzähler sind, sollten Ihre Bildunterschriften die wahre Geschichte erzählen, da es nicht nur darum geht, was wir sehen. Es geht auch um die Geschichte dahinter.
Magdalena Herrera: Und wie Sie bei der Darstellung von Personen vorgehen – Sie haben eine enorme Verantwortung.
Magdalena Herrera: Ich erinnere mich an ein Jahr, als ich in der Jury saß. Da gab es ein Foto von einer kleinen Schlange, die das Maul aufriss. Wir fanden das Foto sehr hübsch, doch die Juroren gehen wissenschaftlich vor, und sagten: „Diese kleine Schlange würde das Maul nur dann so öffnen, wenn man sie vorher reizt.“
Emma-Lily Pendleton: Was würden Sie jemandem sagen, der in Erwägung ziehen, nächstes Jahr beim Wettbewerb mitzumachen?
Magdalena Herrera: Als Vorsitzende habe ich dieses Jahr alle Juroren gefragt, wonach sie Ausschau hielten. 90 % von ihnen sagten, sie suchten neue, anspruchsvolle Ansätze. Nicht nur in Bezug auf die Technik, sondern auch bei der Perspektive des Fotografen auf die weltweiten Geschehnisse. Zum Beispiel müssen Sie sich in den Kategorien „Environment“ und „Long-Term Projects“ einbringen und die Geschichte aus Ihrer Perspektive erzählen. Ich spreche nicht von Inszenierungen – sondern von Ihrem persönlichen Umgang mit dem Thema. Es geht darum, wie Sie sich positionieren. Mit welchem Abstand, welchem Maß an Intimität. Sollte die Geschichte mit Humor erzählt werden? Das ist es, was ich mit einem neuen Ansatz, bzw. Ihrem eigenen Ansatz meine.
Thomas Borberg: Fragen Sie sich einmal, warum Sie Fotograf geworden sind? Sie sind neugierig und möchten eine emotionale und geistige Verbindung zu Menschen aufbauen. Sie möchten ins Vertrauen gezogen werden und diese Erlebnisse teilen. Besinnen Sie sich auf die Ihnen angeborene Neugier als Fotograf, und kombinieren Sie dies mit etwas technischem Können. Finden Sie dann intelligente Menschen, die Ihnen beim Redigieren der Geschichten helfen – und schon haben Sie den Photo of the Year Award halb gewonnen.
Um eine vollständige Liste der Testkategorien, die Regeln und den Beurteilungsprozess zu sehen und am World Press Photo Contest teilzunehmen, besuchen Sie die Website von World Press Photo.