Die Natur bietet im Herbst eine Show, die von keiner anderen Jahreszeit übertroffen wird. Häufige Regenschauer verstärken die Farben und der Wind sorgt für einen ganz besonderen Rhythmus. Dunst und Nebel werden zu Leinwänden aus Weiß und Grau, die mit den Farbmustern der sich färbenden Herbstblätter kontrastieren.
„Der Herbst ist die Jahreszeit, die die Sinne am meisten anregt. Er lässt uns über das Leben nachdenken“, sagt der niederländische Natur- und Landschaftsfotograf Theo Bosboom. „Aber da es so eine charmante Zeit ist, wird es sehr schwierig, etwas zu schaffen, das man noch nie zuvor gesehen hat.“ In seiner Herbstblätter-Serie wollte Theo einen neuen Weg finden, um die Schönheit der Jahreszeit hervorzuheben.
Theo veröffentlicht regelmäßig bei National Geographic und im BBC Wildlife Magazine und wurde zweimal mit dem European Wildlife Photographer of the Year Award ausgezeichnet. Nachdem er Jahr für Jahr in das Tal der Hoëgne in Belgien zurückgekehrt war, dachte er, dabei hätte er alles, was die Wälder zu bieten hatten, erfasst.
„Es ist sehr malerisch und einfach magisch im Herbst – aber erst nach ein paar Jahren wurde mir klar, dass ich das schon von allen Seiten fotografiert hatte“, sagt er. „Ich begann mich zu fragen: ,War es das schon?‘ In diesem Moment fielen einige Blätter in einen Bach und ich beobachtete, wie sie vom Wasser weggetragen wurden, mit den kleinen Wasserfällen herabstürzten und hinter Ästen und Felsen verschwanden. Da kam mir die Idee, die Blätter unter Wasser zu fotografieren – so wie sie vielleicht ein Fisch im Herbst sieht.“
Die Idee für ,The Journey of the Autumn Leaves‘ (die Reise der Herbstblätter) schien zwar recht simpel zu sein – aber die Umsetzung war alles andere als einfach. „Zu diesem Zeitpunkt war die Fotografie für mich noch ein Hobby“, erklärt er. Er besorgte sich das wasserdichte Gehäuse Canon WP-DC28 für seine kompakte Canon PowerShot G10. In Gummistiefeln und Neoprenanzug watete er in den kalten Strom, hielt die Kamera im wasserdichten Gehäuse unter Wasser und richtete sie nach oben.
„Ich konnte nicht wirklich sehen, was ich da tat – aber jedes Mal, wenn ein Blatt vorbeikam, drückte ich den Auslöser und hoffte auf das Beste“, fährt er fort. „Die Mehrzahl der Bilder war ziemlich schlecht und ich machte unzählige versehentliche Selfies – aber dann fiel mir ein wirklich schönes Bild auf [siehe unten]. Ich erkannte sofort, dass es sich um ein Projekt handeln könnte, und da entschied ich mich, in ein Unterwassergehäuse für meine Canon EOS 5D Mark III zu investieren (jetzt abgelöst von der Canon EOS 5D Mark IV).“
Im Laufe des folgenden Herbstes avancierte Theo schnell vom Amateur zum Profi und gab schließlich 2013 seinen Hauptberuf als Anwalt auf. Er baute seine Unterwasser-Aufnahmetechniken aus und zog es vor, möglichst natürliches Licht zu verwenden – was im Gegensatz zur Landschaftsfotografie bedeutete, dass die beste Aufnahmezeit rund um die Mittagszeit war.
„Wenn die Sonne ihren Scheitelpunkt erreicht, liegen die Flüsse in einem Maximum an Licht. Ich brauchte nur selten ein Blitzgerät – es sei denn, das Wasser war sehr trüb oder ich wollte eine interessante Ecke beleuchten“, sagt er. „Ich musste den ISO-Wert erhöhen, um starke Bilder im Fluss aufzunehmen, weil ich alles aus dem vorhandenen Licht Unterwasser herausholen wollte. Glücklicherweise hat die Erhöhung der ISO bei der Canon EOS 5D Mark III so gut wie keinen Einfluss auf die Bildqualität.“