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Canon Objektive Die Geschichte der L-Serie

A close-up selection of Canon lenses

Um die Fassung aller Objektive der Canon L-Serie herum ist ein roter Ring gezogen. Er ist ein Symbol für hochprofessionelle Bildqualität. Gleichzeitig steht er für unglaubliches Know-how und bahnbrechendes Design – insbesondere beim Glas. Wie die Chronik unten zeigt, standen die Canon L-Objektive immer schon für Meilensteine in der Fotografie: das erste künstliche Kristallfluorit-Glas in einem Objektiv, hochpräzise asphärische Objektive, extraweite Blendenöffnungen, nie dagewesene Bildwinkel, das weltweit erste Superzoom-Objektiv und Antireflexionsvergütungen mit einer Struktur, die feiner ist als die Wellenlänge von sichtbarem Licht.

Christian Ziegler’s

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Viele nehmen die Qualität, Bedienungsfreundlichkeit und Robustheit der L-Objektive für selbstverständlich, doch was die Öffentlichkeit nicht immer mitbekommt, ist das Fachwissen und die Leidenschaft die hinter ihrer Entwicklung stecken. Mithilfe dieser Innovation sollen Fotografen ihre Fähigkeiten durch freies Denken erweitern, ohne sich durch Vernunft einschränken zu lassen.

Die Geschichte der Canon L-Serie liefert faszinierende Einblicke. Das wissenschaftliche Verständnis für Optik ist inzwischen gut ausgeprägt, doch wer nun glaubt, dass alle möglichen Objektiv-Designs schon erfunden und hergestellt wurden, liegt falsch.

Ganz im Gegenteil: Die Entwicklung schreitet immer schneller voran, da Glasmacher neue und exotischere Materialien entwickeln und neue Designs und Herstellungsverfahren hervorgebracht werden, die die Herstellungsprozesse der Objektive verändern. Das sind spannende Zeiten für Objektiventwickler und Fotografen.


Meilensteine der Canon L-Serie

Canon FL-F 300mm f/5.6 lens

1969: FL-F 300mm f/5.6

Die erste Fluoritlinse von Canon

Fluorit hat einige hervorragende Eigenschaften, die sich bestens für Linsen eignen, insbesondere die vollständige Entfernung verbleibender chromatischer Aberration und die Möglichkeit, die Gesamtlänge des Objektivs zu verkürzen. Fluorit wird bei vielen aktuellen Canon L-Superteleobjektiven verwendet. Natürliches Fluorit enthält jedoch zu viele Verunreinigungen und kann für die Herstellung von Linsen nicht verwendet werden, da so große Kristalle aus der Natur nicht gewonnen werden können. Im Jahre 1969 entwickelte Canon die Technologie zur künstlichen „Züchtung“ reiner Kristalle. So konnte das FL-F 300mm f/5.6 hergestellt werden – das erste auf Fluorit basierende Linse und das revolutionärste, kompakteste Teleobjektiv seiner Zeit.

Canon FD 14mm f/2.8L lens

1982: FD 14mm f/2.8L

Ein mit einem originalen Designtool entwickeltes Ultraweitwinkel-Objektiv

Ultraweitwinkel-Objektive erfordern eine komplexe Konstruktion und moderne Herstellungsverfahren. Das FD 14mm f/2.8L mit seiner asphärischen Linse wurde mithilfe eines unternehmenseigenen Designtool entwickelt, um das weiteste verzerrungsfreie Premium-Objektiv der FD-Reihe herzustellen.

Canon EF 50mm f/1.0L USM lens

1989: EF 50mm f/1.0L IS USM

Standardobjektiv mit der weltweit größten Blende

Schnelle Premium-Objektive sind keine moderne Erfindungen! 1989 hatte dieses Objektiv die größtmögliche Blendenöffnung für eine 35-mm-Spiegelreflexkamera. Dies konnte nur durch eine moderne Konstruktion mit zwei asphärischen Linsen und vier Glaslinsen mit hohem Brechungsindex erreicht werden. So werden hoher Kontrast und niedriges Streulicht selbst bei voller Blendenöffnung von f/1.0 erzielt. Mit einem Gleitmechanismus sollte die Bildqualität selbst bei kurzen Fokusentfernungen sichergestellt werden. Der Ultraschall AF-Motor (USM) bot schnellen, leisen Autofokus mit jederzeit möglicher manueller Anpassung.

Canon EF 35-350mm f/3.5-5.6L USM lens

1993: EF 35-350mm f/3.5-5.6L USM

Das weltweit erste Objektiv mit 10-fach-Zoom

Dies war das erste Objektiv mit 10-fach-Zoom für ein Spiegelreflexkameras mit Wechselobjektiv. Es war ein leistungsstarkes und vielseitiges Objektiv für die Sportfotografie, bei der Geschwindigkeit und Manövrierbarkeit eine zentrale Bedeutung haben. Bei diesem Sechs-Gruppen-Objektiv wurde die fünfte Gruppe für den Zoom verwendet. Dadurch erreichte man sowohl eine enorme Vergrößerung als auch ein kompaktes Design. Zwei UD-Linsen (Ultra-low Dispersion) sorgten für eine hervorragende Korrektur chromatischer Aberrationen sowie hochauflösende und kontrastreiche Aufnahmen. Im Lieferumfang war auch ein einfach verstellbarer Stativfuß enthalten.

Canon EF 300mm f/4L IS USM lens

1997: EF 300mm f/4L IS USM

Erstes L-Objektiv mit Bildstabilisator

Freihandaufnahmen mit Teleobjektiv sind für Sport- und Naturfotografen immer ein schwieriges Unterfangen, da ein hohes Verwacklungsrisiko besteht. Doch nach der Einführung des ersten Bildstabilisierungssystems für Profiobjektive (IS; Image Stabilisation) war eine effektive Kompensation von Kamerawacklern über zwei Stufen möglich. Das ermöglichte Freihandaufnahmen in Situationen, bei denen zuvor ein Stativ nötig gewesen wäre. Fotografen hatten dadurch viel mehr Bewegungsfreiheit. Der Bildstabilisator verfügte über zwei Modi: Modus 1 für unbewegliche Motive und Modus 2 für Schwenk- bzw. Nachverfolgungsaufnahmen. Durch zwei UD-Linsen wurde die chromatische Aberration unterdrückt und das Objektiv eignete sich so hervorragend für hochauflösende und kontrastreiche Aufnahmen.

Canon EF 24mm f/1.4L II USM lens

2008: EF 24mm f/1.4L II USM

Das weltweit erste Objektiv mit SWC (Subwavelength Structure Coating)

Objektivvergütungen sind zwar kein besonders spektakuläres Thema, gehören aber zu den wichtigsten Objektivtechnologien und spielen eine zentrale Rolle bei der Reduzierung von Blendenreflexen, Streulicht und Kontrastverlust. Die SWC-Vergütung für dieses Objektiv besitzt eine Struktur, die feiner als die Wellenlänge von sichtbarem Licht ist. Das ist wirkliche Pionierarbeit. Dadurch werden das Streulicht und die Blendenreflexe minimiert, die durch große Einfallswinkel entstehen. Mit normalen Vergütungen kann das nicht verhindert werden. Das EF 24mm f/1.4L umfasst ebenfalls zwei asphärische Pressglas-Linsen und zwei UD-Linsen zur Unterdrückung von Aberrationen. Das SWC-System stellte seinerzeit eine Schlüsseltechnologie für die zukünftige Entwicklung von Canon Objektiven dar.

Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM lens

2009: EF 100mm f/2.8L Macro IS USM

Der weltweit erste Hybrid-Bildstabilisator

Die Makrofotografie stellt besondere Probleme für Bildstabilisierungssysteme dar, weil hierdurch eine zweite Art der möglichen Kamerabewegung parallel zur Kameraposition besteht. Das EF 100mm f/2.8L Macro IS war die Lösung: Dieses neue Hybrid IS-System kam hier das erste Mal zum Einsatz und wurde für den Ausgleich eben dieser Verwacklungsunschärfe entwickelt. Neben einem regulären Verwacklungssensor, verfügt dieses Objektiv über einen zusätzlichen Beschleunigungssensor für Bewegungen, die parallel zur Bildebene ablaufen. Die durch diese zwei Sensoren generierten Daten werden mithilfe von speziell entwickelten Algorithmen für die optische Korrektureinheit verwendet. Dadurch kann die Bildstabilisierung speziell für Makrofotografie stark verbessert werden.

Canon EF 70-300mm f/4-5.6L IS USM lens

2010: EF 70-300mm f/4-5.6L IS USM

Erstes EF-Objektiv mit Fluorvergütung

An den vorderen Elementen von Teleobjektiven sammelt sich ganz leicht Staub, Feuchtigkeit und Fett an. Grund dafür sind zum einen die enorme Größe und zum anderen die schwierigen Umweltbedingungen, bei denen das Objektiv für gewöhnlich zum Einsatz kommt. Die neu entwickelte Fluorvergütung auf dem EF 70-300mm f/4-5.6L IS USM wurde jedoch speziell zur Abweisung von Schmutz entwickelt, damit das Objektiv nicht mehr von Hand gereinigt werden muss. Die Fluorkohlenstoffvergütung ist wasser- und ölabweisend. Und selbst wenn Staub an der Oberfläche haften bleibt, fällt die Reinigung leichter. Dank der Fluorvergütung können z. B. Fingerabdrücke ohne Lösungsmittel abgewischt werden.

Canon EF 8-15mm f/4L Fisheye USM lens

2011: EF 8-15mm f/4L Fisheye USM

Das erste Fisheye-Zoomobjektiv mit kreisrunder oder Vollformat-Abbildung

Es gibt zwei Typen des Fischaugenobjektivs: Ein Fisheye-Zoomobjektiv für Rundbilder, mit dem kreisrunde Aufnahmen innerhalb des Rahmenbereichs gemacht werden können, und ein Fisheye-Zoomobjektiv für Vollformat, mit dem der ganze Rahmenbereich innerhalb eines rechteckigen Bildes erfasst werden kann. Wenn Sie beide Typen des Fisheye-Zoomobjektivs haben wollten, hätten Sie normalerweise zwei Objektive kaufen müssen. Doch 2011 führte Canon erstmals ein Objektiv ein, mit dem sowohl kreisrunde Bilder mit einem Bildwinkel von 180 ° als auch Aufnahmen im Vollformat mit einem Bildwinkel von 180 °gemacht werden konnten. Bei Fisheye-Zoomobjektiven handelt es sich um Spezial-Tools, die nicht häufig gebraucht werden. Ein großer Vorteil ist, dass man jetzt nur ein Objektiv mit beide Typen mit sich führen muss. Die Bedienung des Objektivs ist ganz einfach, weil die Bildfeldabdeckung mit dem Zoom verknüpft ist. Ein kreisrundes Bild wird bei der weitesten Brennweite erstellt und auf Vollformat erweitert, da der Zoom vergrößert wird. Dabei zeigt eine Markierung auf dem Zoomring den Punkt, an dem das gesamte Bild ausgefüllt wird.

Canon EF 200-400mm f/4L IS USM Extender 1.4x lens

2013: EF 200-400mm f/4L IS USM Extender 1.4x

Erstes Superteleobjektiv mit einem integriertem Extender

Telekonverter – oft als „Extender“ bezeichnet – werden häufig von Sport- und Naturfotografen verwendet, um die Reichweite des Teleobjektivs zu erhöhen. Die größere Brennweite geht mir einer kleineren maximalen Blende einher. Daher funktionieren Telekonverter am besten mit einem Objektiv, das über eine große maximale Blende verfügt. Das EF 200-400mm f/4L ist das erste Superteleobjektiv, das sich diese Funktion vollständig zu Nutze macht, und es verfügt über einen eingebauten 1,4-fachen Telekonverter. Hiermit kann der Brennweitenbereich auf 280 – 560 mm mit einer maximalen Blendenöffnung von f/5.6 erweitert werden. Dieses Superteleobjektiv kann noch viel mehr: Verwendet man es mit einem normalen EF 1.4x III Extender, so kann der Brennweitenbereich auf bis zu 780 mm mit einer Blende von f/8 erweitert werden. Dabei bleibt es immer noch innerhalb der Autofokuslimits der Kamera, wie der EOS-1D X II.

Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6L IS II USM lens

2014: EF 100-400mm f/4.5-5.6L IS II USM

Das erste Objektiv mit ASC-Vergütung zur Reduzierung von Streulicht

ASC steht für „Air Sphere Coating“. Hierbei handelt es sich um einen Film, der Luftpartikel enthält, die auf der Linsenoberfläche verdunsten und eine dünne Schicht bilden. Diese merkwürdig klingende Vergütung ermöglicht eine große Reduzierung von Streulicht und Blendenreflexen bei nahezu senkrechten Lichtwinkeln. Daher ist sie für Teleobjektive und deren relativ enge Blickwinkel besonders gut geeignet. Das Objektiv umfasst eine Fluorit-Linse, eine Super-UD-Linse und einen 4-Stufen-Bildstabilisator zur Kompensation von Kamerawacklern.

Canon EF 11-24mm f/4L USM lens

2015: EF 11-24mm f/4L USM

Das weiteste Ultraweitwinkel-Zoomobjektiv von Canon

Das EF 11-24mm f/4L USM ist eines der spektakulärsten Ultraweitwinkel-Objektive von Canon mit dem weitesten verzeichnungsfreien (Nicht-Fisheye) Objektiv, einschließlich FL-Objektiven. Bei diesem Objektiv kommen die wichtigsten Bild- und Herstellungstechnologien von Canon zum Tragen, darunter auch eine asphärisch geschliffene Linse, UD- und Super-UD-Linsen zur Unterdrückung chromatischer Aberration sowie beide SWC und ASC Vergütungen zur Minimierung der Linsenreflexion.

Canon EF 35mm f/1.4L II USM lens

2015: EF 35mm f/1.4L II USM

Das erste Objektiv mit BR-Element

2015 wurde mit der Einführung dieses Objektivs ein weiterer Meilenstein erreicht. Das EF 35mm f/1.4L II USM war das erste Objektiv mit der BR(Blue Spectrum Refractive Optics)-Linsentechnologie von Canon. Dieses Material hat „anomale“ Dispersionseigenschaften mit starker Brechung von blauem Licht, daher der Name Blue (blau) Spectrum Refractive. Das Material ist ideal geeignet für die Korrektur chromatischer Aberration, die bei Objektiven mit großen Linsendurchmessern auftritt. Dadurch wird eine gestochen scharfe Bildqualität von der Bildmitte bis zum Rand gewährleistet, auch wenn das Objektiv mit der maximalen Blende genutzt wird. Diese ungewöhnliche Kombination eines weiten Bildwinkels und der Schärfentiefe ermöglicht eine kreative Hintergrundunschärfe.

Das EF 35mm f/1.4L II USM ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die ständige Entwicklung der Objektivtechnologie nicht nur die Entstehung von immer außergewöhnlicheren Objektivkonstruktionen, Brennweiten und Zoombereichen vorantreibt, sondern auch die Bildqualität von vorhandenen Objektivtypen revolutioniert. Dass Objektive mit Festbrennweite eine große Blende haben können, ist nichts Neues. Fotografen können aber dank der heutigen Bildqualität und der durch chromatische Aberration ermöglichten Freiheit Objektive wie das EF 35mm f/1.4L II USM mit der größtmöglichen Blendenöffnung verwenden, um noch nie dagewesene visueller Effekte zu erzielen.

Verfasst von Emma-Lily Pendleton


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