Praktische Tipps zu mehr Nachhaltigkeit für Ihr Business aus dem realen Alltag unseres Unternehmens.

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Zwei Geschäftsleute im weißen Hemd, von oben fotografiert, stehen auf einem grauen Kachelboden und geben sich die Hand.

„Unternehmen zeichnen sich nicht durch zukünftige Pläne aus, sondern durch immer wiederkehrede Handlungen“, schreibt Paolo Taticchi, Professor für Strategie und Nachhaltigkeit an der University College London (UCL) School of Management. Aber wie entscheidet man überhaupt, was zu tun ist?

Für Paolo Taticchis Buch, How to Be Sustainable – Business strategies for leading change (Wie wird man nachhaltig – Unternehmensstrategien für den Wandel), befragte er eine Reihe von weltweit führenden Vertreter:innen aus der Wirtschaft zum Thema Nachhaltigkeit (darunter auch den Canon EMEA-Direktor für Nachhaltigkeit und Regierungsangelegenheiten, Peter Bragg). Er wollte von ihnen erfahren, welche Strategien sie jeweils verfolgen. Es mag vielleicht überraschen, aber darunter waren viele durchaus realisierbare Nachhaltigkeitsstrategien für Organisationen jeder Größe. Peter Bragg erklärt das so: „Zu dem Begriff haben viele Leute eine Vorstellung. Er ist aber so weit gefasst, dass man versuchen muss, all die verschiedenen Aspekte zusammenzuführen und sie zu etwas Sinnvollem für das eigene Unternehmen zu machen.“ Wir haben Peter Bragg gefragt, was seiner Meinung nach für die Nachhaltigkeitsmaßnahmen eines jeden Unternehmens entscheidend ist.

Ziele gemeinsam festlegen

Egal, ob es um die Verringerung der CO₂-Emissionen, die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft oder die sozialen Auswirkungen des Unternehmens geht – alle müssen am selben Strang ziehen. „Es ist allgemein bekannt, dass Nachhaltigkeit in jedem Businessplan vorkommen muss. Aber was bedeutet das eigentlich genau? Wie kann man das sinnvoll umsetzen?“, fragt Peter Bragg. Er weiß, dass ein Unternehmen nur dann wettbewerbsfähig sein kann, wenn es eine Vielzahl von Maßnahmen einhält. Das kann jedoch nicht von einer einzelnen Person oder Abteilung geschultert werden. Selbst im Zirkus hält eine Person den Reifen, eine andere sorgt für genügend Zuschauer:innen und die Akrobat:innen müssen lernen, sicher zu agieren. Von der Vorstandsetage bis zur Poststelle – um sich ändernde Kund:innenprioritäten zu erfüllen oder Ausschreibungen zu gewinnen, haben alle ihre eigenen Ziele. Und diese müssen zwangsläufig auf die Unterstützung einer nachhaltigen Unternehmensausrichtung ausgerichtet sein. Dabei muss klar sein, wie das zum Erfolg aller beiträgt. Das führt uns direkt zu …

einem Weg, um effektive Kommunikation zu ermöglichen.

„In der einen Minute spricht man von Net Zero. Und in der nächsten geht es dann um Menschenrechte in der Lieferkette, Kreislaufwirtschaft oder Ressourceneffizienz“, beschreibt Peter Bragg. „Und wir haben viele Abteilungen, die ganz unterschiedlich arbeiten.“ Viele Themen müssen in ganz verschiedenen Geschäftsbereichen behandelt werden. Das kann es schwierig machen, ein zusammenhängendes Gespräch mit den jeweils Beteiligten zu führen. Zu diesem Zweck hält Peter Bragg das Canon Sustainability Steering Committee für einen effektiven Kommunikationkanal. Es hilft ihm, zu verstehen, was im gesamten Unternehmen geschieht. Dabei ist es gleichzeitig ein gutes Gremium, um die neuesten Informationen, Richtlinien und Strategien klar und schnell zu vermitteln. Das ist ist nicht nur eine hilfreiche Lösung für große Organisationen – auch viele kleinere Unternehmen nutzen das Modell des Steering Committees routinemäßig für Veränderungsprojekte. Unternehmen sind also vertraut mit der Implementierung eines solchen Gremiums für einen starken Austausch über Nachhaltigkeitsthemen.

Sechs Teammitglieder bei einer Besprechung sitzen in einem modernen Büro mit großen Fenstern und Blick auf eine Stadt.

Durch Messen zum Wissen …

Der Gedanke, Unmengen an Daten zu sammeln, kann entmutigend wirken. Mit einem neu gegründeten Steering Committee sollten aber alle eine klare Vorstellung davon bekommen, was geliefert werden muss. Jeder Bereich kann dann beurteilen, was für die Erfassung solcher Informationen erforderlich ist. Egal, ob es sich dabei um Schulungen, den Aufbau von Geschäftsbeziehungen oder sogar um Investitionen in Technologien handelt – jeder Bereich wird einen etwas anderen Ansatz verfolgen. Das bedeutet aber auch, dass man einen Rahmen für die Festlegung von Zielen und die Messung der Fortschritte schaffen muss. „Wir erstellen Statusberichte und Dashboards, mit denen wir die verschiedenen Maßnahmen überwachen können“, erklärt Peter Bragg.

Sicherstellen, dass alle sich zuständig fühlen

Wenn Mitarbeitende den Sinn ihrer Arbeit nicht mehr verstehen, ist das ein schlechtes Zeichen. Sie fühlen sich nicht mehr als Bestandteil des Unternehmens (oder verstehen das Unternehmensziel nicht mehr) und erkennen ihre Aufgabe für das Gesamtergebnis nicht mehr. Und das bedeutet, dass sie sich nicht geschätzt, respektiert oder gehört fühlen. Das muss aber nicht so sein. Sind die Kolleg:innen Teil einer Gemeinschaft? Gibt es im Unternehmen einen Sinn für Zusammenhalt für eine gemeinsame Sache? „Die Unternehmensphilosophie von Canon heißt Kyosei – Zusammenleben und -arbeiten für das Gemeinwohl. Sie ist die Grundlage für alles, was das Unternehmen anstrebt: von der erstklassigen Qualität unserer Produkte bis zu der Art und Weise, wie wir unsere Kund:innen und uns selbst behandeln“, erklärt Peter Bragg. „Wir bitten unsere Teams, zu überlegen und uns mitzuteilen, wie sie ihre Fähigkeit einschätzen, das Unternehmen auf seinem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen. Wir wollen nämlich, dass sie verstehen, dass jede Aufgabe, egal wie groß oder klein sie ist, eine wichtige Rolle spielt.“

Der Weg kann holprig sein

Das Thema Nachhaltigkeit ist für Unternehmen keine Eintagsfliege. Es ist auf Dauer angelegt. Dabei erfordert es viel Arbeit, ein Unternehmen so zu leiten, dass die Ziele klar formuliert sind und deren Umsetzung im Auge behalten werden muss. Peter Bragg beschreibt seine Rolle des Chief Sustainability Officer oft als „‘Chief Change Maker‘ oder ‚Chief Influencer‘. Außerdem kann man noch ‚Chief Knowledge Demystifier‘ dazu zählen.“ Er meint damit, dass man zur Neuausrichtung eines Unternehmens, viele Aufgaben übernehmen muss. Man muss bereit sein, die Ärmel hochzukrempeln und tief in das Innenleben einzutauchen, alle Perspektiven zu verstehen und Widerstände jeglicher Art zu überwinden.

Dabei gilt: Nachhaltigkeit ist kein Endziel, sondern eine fortwährende Aufgabe. „Man muss Geduld haben und pragmatisch sein“, beschreibt Peter Bragg. „Jeder einzelne Etappensieg muss gefeiert werden. Man muss auch die Fähigkeiten für den Wandel auf- und ausbauen.“

How to Be Sustainable – Business strategies for leading change von Paolo Taticchi und Melina Corvaglia-Charrey ist bei KoganPage erschienen.

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