TECHNIKEN

Digitale Kunst: abstrakte Bilder dank Mehrfachbelichtung mit der Canon EOS R5

Die visuelle Künstlerin Valda Bailey strebt danach, die Grenzen der konventionellen Fotografie zu überwinden. Sie hat eine einzigartige Methode zur Erstellung ausdrucksstarker Naturaufnahmen mit Mehrfachbelichtungen entwickelt. Hier spricht sie über ihre Inspiration, Ausrüstung und Technik.
Die dunkle Silhouette eines Baums vor einem weißen und hellblauen Himmel.

Dieses Bild mit dem Titel „The Twisted Form“ aus der Serie „In Search Of Soulful Undertones“ der visuellen Künstlerin Valda Bailey wurde im wunderschönen Lake District in England mit Mehrfachbelichtung aufgenommen. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon EF 70-300mm f/4-5.6L IS USM Objektiv und einem Canon EF-EOS R Adapter mit Einsteckfilter-Halter (mehrere Belichtungen mit verschiedenen Einstellungen). © Valda Bailey

Die Naturaufnahmen von Valda Bailey reichen von impressionistischen Szenen mit blühenden Bäumen bis hin zu sorgfältig angeordneten abstrakten Stillleben. Obwohl es mitunter so aussieht, verwendet Bailey keine Farben oder Leinwand für ihre Kunstwerke. Beinahe der vollständige Entstehungsprozess spielt sich auf der Kamera Canon EOS R5 ab, wobei Bailey bewusst Mehrfachbelichtungen und das sogenannte Intentional Camera Movement (ICM, absichtliche Bewegungen der Kamera) einsetzt.

Bailey, die ihre künstlerische Karriere als Malerin begann, fotografiert bereits seit 15 Jahren. Zu Anfang beschäftigte sie sich mit Street-Fotografie, doch nachdem sie 2012 ein ICM-Bild ihres Kollegen Chris Friel sah, wurde ihr klar, dass es hier eine ganz neue Art der Bildererzeugung für sie zu erkunden gab.

„In dem Moment ging mir wirklich ein Licht auf, denn die Bilder von Chris wirkten flach, wie Gemälde“, erinnert sie sich. „Früher dachte ich, dass Landschaftsfotografie immer etwas von Kalenderbildern hätte – rosige Sonnenuntergänge und schäumende Meere. Obwohl ich die Kunstfertigkeit in diesen Bildern schätzen konnte, haben sie mich nicht wirklich berührt. Ab dem Zeitpunkt, zu dem ich die Bilder von Chris sah, wusste ich, dass ich das auch selbst ausprobieren, verstehen und anwenden zu lernen müssen würde. Ich habe sofort damit angefangen.“

Seitdem hat Bailey mit Mehrfachbelichtungen und Überblendenmodi auf ihren Canon Kameras ein beeindruckendes Portfolio zusammengestellt. Ihre Bilder waren bereits in Galerien in Europa und den USA zu sehen, und sie hat zwei Bücher veröffentlicht: Fragile (2016) und We May As Well Dance (2021). Sie unterrichtet ebenfalls regelmäßig in Workshops gemeinsam mit ihrem Kollegen Doug Chinnery, um ihre Methoden zur Bilderzeugung an andere weiterzugeben.

Äste und Zweige in Braun und Gold heben sich gegen einen Hintergrund in blassem Jadegrün ab.

„Ich ziehe viel Inspiration aus japanischen Drucken und habe mich auch mit japanischen Einflüssen in den Werken von Vincent von Gogh beschäftigt. Diese Farbpalette hatte ich wohl im Kopf, als ich an diesem Bild gearbeitet habe“, sagt Bailey zu diesem Bild mit dem Titel „Sweet Almond“. „Hier sind einige Kamerabewegungen zu erkennen – die orangenfarbene Linie war Licht auf dem Wasser, wo ich stand. Dies habe ich mit dem Bild eines Baums überlagert.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon EF 70-300mm f/4-5.6L IS USM Objektiv. © Valda Bailey

Erkundung des Motivs

Viele Bilder von Bailey befassen sich mit Natur und Landschaften, Motive, die eher schwierig mit Mehrfachbelichtungen einzufangen sind. „Ich liebe es, im Freien zu sein. Doch mit Ausnahme von Tagen mit spektakulären Lichtverhältnissen hat man es häufig mit einem relativ eintönigen Farbschema aus Grün, Braun, Grau und verwaschenem Blau zu tun“, sagt sie.

„Wenn ich draußen unterwegs bin, achte ich auf Kontrast und Farbtonwerte ebenso wie auf meine Motive. Es ist wichtig, unvoreingenommen zu sein. Ich spaziere herum und schaue mir meine Umgebung an, um das zu finden, was mich anspricht.“

Etwa 80 bis 90 % aller Bilder von Bailey entstehen direkt auf der Kamera. Bei dieser Arbeitsweise beschäftigt sie sich über längere Zeit mit dem Motiv und probiert vielfältige Ansätze aus. „Ich teste so viele Optionen, wie ich kann, wenn ich vor einem Motiv sitze, wie einem Baum, Berg oder See“, sagt sie.

„Normalerweise verbringe ich 45 Minuten bis zu einer Stunde an einem Ort. Um mit Mehrfachbelichtung schöne Bilder zu erzeugen, muss man dazu bereit sein, zu experimentieren und herumzuprobieren. Man hat vielleicht eine Idee, aber man weiß nie sicher, wie Bilder aussehen, wenn sie kombiniert werden.“

Ein Techniker mit weißen Handschuhen reinigt den Sensor einer Canon Kamera.

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Die Oberfläche eines Teichs mit Wellen und Reflexionen im Wasser mit Laub am Ufer.

Dieses impressionistische Bild mit dem Titel „Rhythm Of The Rain“ zeigt die Oberfläche eines Teichs bei Regen. Es wurde aus mehreren Aufnahmen derselben Szene zusammengesetzt, darunter einige mit ICM. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon EF 70-300mm f/4-5.6L IS USM Objektiv. © Valda Bailey

Auswahl der richtigen Ausrüstung

Über mehrere Jahre hat Bailey ihre Werke mit einer Canon EOS 5D Mark IV (siehe letztes Foto) und einer Canon EOS 5DS R erstellt, inzwischen arbeitet sie jedoch mit einer Canon EOS R5. Hauptsächlich verwendet sie das Canon EF 70-300mm f/4-5.6L IS USM Objektiv. „Ich liebe dieses Objektiv, weil es schnell auf das fokussiert, was mich interessiert“, sagt sie. „Es gefällt mir, wie es Motive komprimiert. Dazu bietet es Blendenstufen bis zu 1:45, was für ICM hilfreich ist. Eine winzige Blende wie 1:45 lässt sehr wenig Licht durch. An Tagen, die nicht ungewöhnlich hell sind, kann ich damit den Verschluss eine Sekunde oder länger offen lassen, um einen verschwommenen Effekt zu erzielen. So benötige ich keinen ND-Filter. Ich bin sehr faul, wenn es darum geht, meine Ausrüstung mit mir herumzutragen. Je weniger Einzelteile ich dabei habe, desto besser.“

Das Canon RF 70-200mm F4L IS USM ist eine weitere hervorragende Option für abstrakte Fotos mit Mehrfachbelichtung.

Bailey nutzt ebenfalls ein Canon TS-E 45mm f/2.8 Objektiv, um die Unschärfe in ihren Bildern besser steuern zu können, und ein Canon EF 24-70mm f/2.8L USM Objektiv (jetzt durch das Nachfolgermodell Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM ersetzt), wenn sie ein weiteren Bildwinkel erzielen möchten.

Sie befestigt ihre Objektive mit dem Canon Adapter mit Einsteckfilter-Halter EF-EOS R an der EOS R5 und setzt gegebenenfalls einen Neutraldichtefilter ein. Auch dies ermöglicht ihr längere Belichtungszeiten, ohne dass Weiß- und Spitzlichter überstrahlt werden, und daher ist es auch für ICM nützlich.

Die EOS R5 bietet mehrere Vorteile. „Sie ist leichter als die EOS 5DS R und hat einen größeren Dynamikumfang und einen schnelleren Prozessor, mit dem Bilder sofort auf dem LCD-Monitor kombiniert werden können“, erklärt Bailey begeistert.

Bilder von Felsen und fernen Bergen, über das gesamte Bild überlagert mit trockenen Gräsern und Blättern und Dolden.

Die Bilder von Bailey entstehen üblicherweise alle an einem Ort, doch für dieses Werk mit dem Titel „Shadowlands“ hat sie Aufnahmen von verschiedenen Orten kombiniert. „Ich hatte die Landschaftsaufnahme, die ich mit meinem Tilt-und-Shift-Objektiv gemacht hatte, bereits auf meiner Kamera. Um das endgültige Bild zu erhalten, habe ich diese mit einigen Dolden überlagert“, sagt sie. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon EF 70-300mm f/4-5.6L IS USM Objektiv. © Valda Bailey

Arbeit mit Mehrfachbelichtungsmodi

Im Mehrfachbelichtungsmenü der Canon EOS R5 sind zwei Optionen verfügbar. Mit der Mehrfachbelichtungssteuerung (Funkt/Strg), die Bailey verwendet und mit der auf die Überblendenmodi zugegriffen werden kann, kannst du Bilder mit Mehrfachbelichtung schrittweise erstellen und die Ergebnisse nach und nach überprüfen. Mit dem ebenfalls verfügbaren Reihenaufnahme-Modus lassen sich Mehrfachbelichtungen von sich bewegenden Motiven erstellen. Beachte bitte, dass Mehrfachbelichtungen möglicherweise nicht mit allen Objektiven verfügbar sind.

Es gibt vier Überblendenmodi – Additiv, Mittelwert, Hell und Dunkel. Wenn du mehrere Bilder aufnimmst, priorisiert der helle Modus hellere Töne beim Überblenden mit anderen Bildern, während der dunkle Modus dunklere Töne hervorhebt. Diese Modi können starke Farbblöcke und abstrakte Bilder erzeugen. Der Mittelwert-Modus priorisiert keine bestimmten Farbtonwerte und liefert ein weicheres, impressionistischeres Ergebnis.

Mit diesen drei Modi erzeugt die Kamera automatisch ein perfekt belichtetes Endergebnis. Der additive Modus hingegen funktioniert auf eine ähnliche Weise wie der Mittelwert-Modus, jedes Bild wird hier jedoch ohne Belichtungskorrektur in der Kamera mit anderen Bildern überblendet. Korrekturen müssen demnach möglicherweise manuell vorgenommen werden.

Beim Aufnehmen mehrerer Bilder mit Funkt/Strg bieten alle Modi die Möglichkeit, das Ergebnis zu überprüfen und ein nicht zufriedenstellendes Bild zu löschen, um es erneut aufzunehmen. Du kannst maximal neun Bilder in Folge aufnehmen, es ist jedoch auch möglich, mehr Bilder zu kombinieren. Dazu kannst du eine Serie speichern und als Grundlage für die Überblendung mit weiteren Bildern verwenden.

„Wenn man die Überblendenmodi richtig einsetzt, kann man viele überflüssige Details entfernen und eine starke Abstraktion erzielen“, sagt sie. „Je mehr Bilder man aufnimmt, desto chaotischer und unkontrollierbarer wird das endgültige Bild. Für mich liegt das Optimum bei drei bis fünf kombinierten Bildern, abhängig vom Motiv.“

Sie empfiehlt, die Dinge nicht allzu sehr zu verkomplizieren. „Wenn man mit einem Detail wie einem Schatten an einer Wand anfängt, beginnt man, über mehrere Bilder zu verstehen, wie die Kamera arbeitet“, sagt sie. „Man muss sich auch die Farbtonwerte ansehen und beachten, wie Licht auf ein Motiv fällt. 15–20 Minuten lang sollte man das Motiv betrachten und verschiedene Ansätze ausprobieren. Zum Beispiel kann der Kamerawinkel angepasst werden. Auch der Weißabgleich und die Belichtungskompensation beeinflussen das endgültige Bild.

„Es ist nicht einfach, und es liegt auch nicht jedem. Ich persönlich genieße jedoch die Herausforderung und die expressionistische Tätigkeit. Emotionen und Gefühle können durch die Manipulierung von Farben auf eine Weise ausgedrückt werden, die konventionelle Fotografen nicht nachahmen können. Ich freue mich sehr, dass ich diese Technik gefunden habe. Sie gibt mir so viele Möglichkeiten, dass ich das Gefühl habe, nie auszulernen.“

A black and white double exposure of an elderly man in a hat and a cityscape of old stone buildings.

Doppelbelichtungen: eine Geschichte von Menschen und Orten

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Baum mit hellblauem Holz und grünen und goldenen Blättern vor einem marineblauen Hintergrund. Die Farben sind flach und künstlich, Lichtpunkte in Bewegung umgeben den Baum.

Bailey hat diese Bild mit dem Titel „Blue Moon Rising“ mit Mehrfachbelichtung erzeugt, wobei sie sowohl einen Baum als auch eine Lichterkette fotografiert hat. „Indem man die Kamera bewegt und das Bild mehrfach mit Unterbelichtung belichtet, erhält man ein Lichtspur, die beinahe zu tanzen scheint“, sagt sie. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark IV mit einem Canon EF 70-300mm f/4-5.6L IS USM Objektiv. © Valda Bailey

Nachbearbeitung und das endgültige Ergebnis

Bailey nimmt mehrere Bilder mit Mehrfachbelichtung auf, wenn sie im Freien arbeitet – normalerweise 30 bis 40 Stück. Erst wenn sie die Ergebnisse auf einem Computerbildschirm ansieht, kann sie die Bilder auswählen, die ihr gefallen, und entscheiden, welche Nachbearbeitungen nötig sind. Sie verwendet sowohl Adobe Photoshop als auch Adobe Lightroom*.

„Derzeit arbeite ich öfter mit Lightroom, weil dort die Maskierungs-Werkzeuge modifiziert wurden, sodass man bestimmte Farbtonwerte und Farben gezielt bearbeiten kann“, sagt Bailey. „In dieser Phase des Arbeitsprozesses verbringe ich wohl die meiste Zeit mit der Farbkorrektur.

„Was ich an dieser Aufnahmemethode am meisten schätze, ist, dass ich die Farben auswählen kann, die mir gefallen. Ich bin nicht dadurch eingeschränkt, was die Natur mir anbietet. Ich muss die Farben jedoch zunächst an meine Wünsche anpassen. Mit den Farbschiebern in Lightroom kann ich meiner Kreativität wirklich freien Lauf lassen.“

Für ihre Kunstdrucke verwendet Bailey den professionellen Canon imagePROGRAF PRO-4000 Großformat-Fotodrucker, um Bilder in Größen von bis zu 150 x 100 cm zu erstellen. Momentan druckt sie Bilder für eine Ausstellung auf Hahnemühle FineArt Tintenstrahl-Papier 500 g und wird die Bilder mit Wachs und Lack von Hand versiegeln.

„Mehrere Galerien verkaufen meine Werke, es ist also ein realer Bedarf nach Drucken vorhanden“, sagt sie. „Nach meiner Erfahrung ist mein Canon Drucker sehr zuverlässig. Die Tintendüsen verkleben nicht, und selbst wenn ich den Drucker einige Wochen nicht genutzt habe, kann ich ihn einfach einschalten und loslegen.

„Fotografen verbringen ihr Leben hinter einer Kamera oder vor einem Computer. Am Ende tatsächlich etwas in der Hand zu halten, ist überlebenswichtig. Das Drucken macht mir riesigen Spaß. Für mich ist das gewissermaßen das letzte Puzzleteil.“

* Adobe, Lightroom und Photoshop sind entweder Warenzeichen oder eingetragene Warenzeichen von Adobe in den USA und/oder anderen Ländern.

David Clark

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