Der erfolgreiche Einstieg in die Modefotografie

Die Modefotografie gilt oft als exklusiv, aber in diesem ersten Artikel unserer Serie zeigen zwei junge Fotografen, wie sich die Branche immer mehr öffnet.
Ein Model in einem Abendkleid und einem Pelzmantel steht mit einem Arm an einen Laternenpfahl gestützt am Piccadilly Circus im Zentrum von London. Das Modefoto wurde von Ian Hippolyte mit einer Canon EOS R5 Kamera und einem Canon EF 24-70mm f/2.8 L II USM Objektiv aufgenommen. © Ian Hippolyte

Die Modefotografie ist eine pulsierende und energiegeladene Branche, die jedoch oft als exklusiv und schwer zugänglich gilt. Hier sprechen zwei junge Fotografen über ihren Werdegang, ihre kreativen Prozesse und die sich verändernde Landschaft der Modefotografie.

Eine Leidenschaft für die Geschichte

Nina Zimolong lebt und arbeitet in Kapstadt, Südafrika. Ihre Liebe zur Fotografie entstand aus der Leidenschaft, afrikanische Frauen zu fotografieren und sich dabei von der Natur unter freiem Himmel inspirieren zu lassen. Ian Hippolyte, der in London (England) lebt, begann seine kreative Laufbahn mit dem Interesse am Film und merkte bald, dass es eher die Ästhetik und die Cinematographie waren, die ihn wirklich faszinierten. Sein Übergang zur Modefotografie wurde durch eine Überzeugung angetrieben, die er mit Nina teilt: das Erzählen von Geschichten ist der Kern der Fotografie.

„Mode ist generell ein sehr wirkungsvolles Mittel, um Geschichten zu erzählen“, erklärt Ian. Nina stimmt dem zu und fügt hinzu: „Bei der Modefotografie geht es um eine tiefere Geschichte, denn es geht um das Outfit, die Bewegung des Models, die Pose, den Ort, die Beleuchtung – einfach um alles.“

Für Ian bleibt der Einfluss des Films bestehen. Er bezieht gern Licht und Bewegung in seine Bilder ein, um sie besonders lebendig wirken zu lassen. Das könnte sich als „Bewegung der Haare, Bewegung der Kleidung oder als leichte Unschärfe des Lichts manifestieren, um dieses Gefühl von Bewegung und Energie zu erzeugen.“

Sein Ziel ist es, Fotografien zu schaffen, die das Gefühl vermitteln, „etwas in Bewegung eingefangen zu haben“, und so den Betrachter in eine größere Geschichte hineinzuziehen.

Modeporträt einer Frau in einem langen Kleid mit übertriebenen Ärmeln, die mit einem Stab in der Hand durch eine trockene Landschaft auf die Kamera zuschreitet. Aufgenommen von Nina Zimolong mit einer Canon EOS R5.

Dieses eindrucksvolle Bild aus der Serie „I am Woman“ von Nina Zimolong, das während eines Sandsturms aufgenommen wurde, zeigt, wie sie die Landschaften Südafrikas in ihrer Modefotografie einsetzt. Model: Marie-Noelle Graobe. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 und einem Canon EF-EOS R Adapter und einem Canon EF 70-200mm f/2.8 L IS II USM Objektiv (mittlerweile ersetzt durch das Nachfolgemodell EF 70-200mm f/2.8 L IS III USM) bei 200 mm, 1/2.000 Sek., F2.8 und ISO 200. © Nina Zimolong

Auf dem Modefoto, das Ian Hippolyte mit einer Kamera und einem Objektiv von Canon aufgenommen hat, ist ein Model mit verschränkten Armen in einem Designeranzug, roten Latexhandschuhen und einem dazu passenden langen roten Durag, der an einer Seite des Bildes herausragt, zu sehen.

Das Modefoto von Ian Hippolyte, auf dem ein Model einen Designeranzug und einen langen roten Durag trägt, spiegelt die kulturelle Mischung wider, die er an London so liebt. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 und einem Canon EF-EOS R Adapter und einem Canon EF 70-200mm f/8 L IS II USM Objektiv (mittlerweile ersetzt durch das Nachfolgemodell EF 70-200mm f/2.8 L IS III USM) bei 85mm, 1/200 Sek., F2.8 und ISO 250. © Ian Hippolyte

Nina und Ian haben noch etwas anderes gemeinsam: Beide lassen sich stark von der Stadt, in der sie leben, inspirieren.

Für Ian ist die Vielfalt Londons sein kreativer Treibstoff. Von alten Backsteingebäuden bis hin zu eleganten gläsernen Wolkenkratzern bietet die Stadt mit ihrer Mischung aus Kulturgeschichte und Modernität endlose Kulissen für seine Aufnahmen. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in seinen Bildern wider. Bei einem kürzlichen Shooting trug das Model einen maßgeschneiderten Anzug einer Designermarke und dazu einen langen roten Durag, eine eng anliegende Kopfbedeckung aus Stoff.

„Ich mische ein französisches Couture-Modehaus mit etwas, das stark mit der schwarzen Kultur verbunden ist“, sagt Ian. „Ich denke, das liebe ich an London am meisten: die Vielfältigkeit.“

Nina hingegen findet ihre Muse in der atemberaubenden Schönheit der Natur von Kapstadt. „Hier findet man Sanddünen, dann ein Gebirge und dann Strände, die aussehen, als wären sie auf den Malediven. Kapstadt hat unendlich viel zu bieten – einfach beeindruckend“, sagt sie.

Grenzen überwinden: Die Zukunft der Modefotografie

Als Fotograf in der Modebranche Fuß zu fassen, war schon immer schwierig. Ian hat die Erfahrung gemacht, dass es eine Menge „Gatekeeper“ gibt. Durch Social Media ist es jedoch einfacher geworden, Türen zu öffnen. Plattformen wie TikTok und Instagram ermöglichen es aufstrebenden Fotografen, ihre Arbeiten zu präsentieren, „Hinter-den-Kulissen“-Content zu teilen und mit einem weltweiten Publikum in Kontakt zu treten. „So kann man auch die Arbeiten der vielen Leute sehen, die nicht in den Magazinen veröffentlicht werden“, sagt Ian.

Nina meint, dass vor allem TikTok einen gesunden Wettbewerb gefördert hat. „Ohne Wettbewerb schaffen immer die gleichen Profis immer die gleiche langweilige Arbeit – die Leute werden nicht gefordert“, sagt Nina. „Da gibt es jede Menge neue und einzigartige Arbeiten von neuen Leuten, und das ist gut so.“

Sowohl Ian als auch Nina hoffen, dass sich die Branche auch weiterhin für vielfältige Perspektiven und neue Kreativität begeistern kann. „Ich hoffe, dass sich die Branche in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch ein wenig mehr öffnen wird“, sagt Ian.

Modeporträt eines Models in einem voluminösen Kleid und einem großen Hut – alles aus braunen Papiertüten hergestellt. Aufgenommen von Nina Zimolong mit einer Canon EOS R5.

Ob DIY-Couture oder unerwartete Locations – es gibt so viele Möglichkeiten, Barrieren zu überwinden und kreative Grenzen zu verschieben. „Für meine ‚Papiertüten‘-Bilder wollte ich Schönheit aus etwas ganz Gewöhnlichem und Alltäglichem schaffen, das normalerweise nicht als schön angesehen wird“, sagt Nina. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 und einem Canon RF 24-70mm F2.8 L IS USM Objektiv bei 52 mm, 1/160 Sek., F8 und ISO 100. © Nina Zimolong

Ein schwarz-weißes Modeporträt eines Models, das einen kurzen Federmantel trägt und mit Federn, die von oben um sie herum herab sinken. Aufgenommen von Ian Hippolyte mit einer Canon EOS R5.

Ein skurriles Beispiel dafür, wie Ian den Eindruck von Bewegung in seine Modefotografie einfließen lässt. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 und einem Canon EF-EOS R Adapter mit einem Canon EF 70-200mm f/2.8 L IS III USM Objektiv bei 90 mm, 1/250 Sek., F8 und ISO 200. © Ian Hippolyte

Tipps für angehende Modefotografen

Denjenigen, die in der Modefotografie Fuß fassen wollen, rät Ian, ganz sie selbst zu sein. „Das ist es doch, was dich auszeichnet. Finde also deinen ganz eigenen Stil und deine Stimme, bleibe dabei und entwickle sie weiter.“

Das könnte bedeuten, dass man zumindest am Anfang auf sich selbst gestellt ist und mit begrenzten Mitteln auskommen muss. Als er anfing, erzählt Ian, experimentierte er mit Freunden in behelfsmäßigen Studios. „Wir haben uns im Wohnzimmer eingerichtet, mit ein oder zwei billigen Lampen von eBay“, erinnert er sich. Auch Nina plädiert für viel Einfallsreichtum. Marken wie Maison Schiaparelli haben sie mit ihren verrückten Outfits inspiriert, und sie glaubt nicht, dass der fehlende Zugang zu Couture in Südafrika sie einschränken sollte. „Wenn ich keinen Zugang zu etwas habe, heißt das nicht, dass ich so etwas nicht fotografieren kann. Warum mache ich es nicht einfach selbst?“, sagt sie selbstbewusst.

Gleichzeitig, so Ian, sollte man lernen, wie man mit anderen zusammenarbeitet. Bei einem Modeshooting sind Stylisten, Visagisten und viele andere beteiligt. Daher ist die Fähigkeit zur Zusammenarbeit hier von entscheidender Bedeutung.

Außerdem empfiehlt Ian: „Mache die Arbeit, für die du gebucht werden willst. Wenn du zum Beispiel sicher bist, dass du Schwarz-Weiß-Porträts machen willst, dann mach das auch. Bleibe dabei und werde richtig gut darin. Potenzielle Kunden werden dich als die Person erkennen, die du bist, und zu dir kommen, wenn sie deinen Stil wollen.“

Ninas Rat ist ähnlich: „Geh raus und mach es einfach. Schau dir ein Bild an und frage dich: ‚Wie kann ich das mit dem, was ich habe, selbst schaffen?‘ Selbst wenn viele Leute es nicht mögen, wird es eine Person bestimmt lieben.“

Die Modefotografie ist ein anspruchsvolles, aber lohnendes Gebiet. Mit den richtigen Werkzeugen, einer starken Vision und ein wenig Glück ist es möglich, sich einen eigenen Raum zu schaffen. Für Ian, Nina und viele andere ist das Ziel eine „demokratisierte“ Modeindustrie, in der Fotografen mit unterschiedlichem Hintergrund die Möglichkeit haben, ihre Geschichten mit der Kamera zu erzählen.

Weitere Informationen:

Geschrieben von Mabinty Taylor-Kamara.

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