PORTRÄTFOTOGRAFIE

Praktische Magie: Mythische Beleuchtung und ätherische Fotografie erforschen

Die Expertin für Fantasy-Porträts Rosie Hardy verrät ihre besten Tipps für märchenhafte Bilder.
Eine Frau mit langen blonden Haaren und einem roten Kleid sitzt an einem nebligen Tag am Fenster eines Schlosses. Aufgenommen von Rosie Hardy.

Kaskadenförmige Ballkleider, skurrile Torbögen und üppige Blumen sind die Markenzeichen der himmlisch wirkenden Bilder von Rosie Hardy. Hinter jedem Foto steckt auch eine Geschichte – entweder eine fein gewobene Erzählung, die sich in den Bildelementen offenbart, oder ein sorgfältig ausgewähltes begleitendes Zitat, um dem Werk eine neue Bedeutung zu verleihen.

„Ich habe mich schon immer zu menschlichen Geschichten hingezogen gefühlt“, sagt Rosie. Die kreative Porträtfotografin begann ihre Reise online, indem sie als Teenager ihre Erfahrungen mit Haarausfall dokumentierte und sich damit beschäftigte, ihre Identität zu finden, ohne sich dabei nur auf ihr Äußeres zu verlassen. „Ich interessierte mich sehr dafür, was andere Menschen fühlen, für die menschliche Psychologie und das Verhalten. Ich fühlte dabei mich immer zum emotionalen Aspekt in meiner und der Arbeit anderer Menschen hingezogen. Das ist der Grund, warum mich Porträts so sehr faszinieren.“

Von ihren kreativen Selbstporträts bis hin zu ihren Hochzeitsfotos und kommerziellen Projekten – Rosies Porträts haben eine auffallende, weltfremde Ästhetik. „Meine Arbeit entwickelt sich definitiv weiter, aber ich versuche stets, den Stil beizubehalten – eine fantasievolle, surreale, märchenhafte Arbeit, die ich immer gemacht habe“, sagt sie.

Hier verrät sie ihre 10 besten Tipps für alle, die in dieses magische Feld eintauchen wollen.

1. Ansprechendes Bokeh einfangen

Eine Frau mit langen blonden Haaren, die ein aufwändiges weißes Brokatkleid trägt, lehnt an einer Steinsäule in einem Wald und stützt ihren Kopf auf ihren Arm. Aufgenommen von Rosie Hardy.

Die kühlen Töne und gedämpften Farben setzen hier einen ätherischen Ton, während das Model im Wald posiert. Rosie fotografiert oft mit einem 85mm-Objektiv, das sich perfekt für ein „magisches, cremiges Bokeh“ eignet, der das Motiv vom Hintergrund trennt und die Hauttöne weicher macht. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark IV und einem Canon EF 85mm f/1.2 L II USM Objektiv bei 1/640 Sek., F2.2 und ISO 250. © Rosie Hardy

Porträt einer sitzenden Frau in einem trägerlosen grauen Kleid mit einer Krone aus orangefarbenen Blumen in ihrem langen roten Haar. Hinter ihr steht eine Pflanze, die mit denselben orangefarbenen Blüten bedeckt ist. Aufgenommen von Rosie Hardy.

„Das Erforschen der Menschheit durch jede Kunstform ist eine wirklich wunderbare Sache“, sagt die kreative Porträtfotografin Rosie Hardy, deren Bilder ihr auf Social Media mehr als 180.000 Follower beschert haben. Aufgenommen mit einer Canon EOS R und einem Canon RF 85mm F1.2 L USM Objektiv bei 1/1.600 Sek., F1.2 und ISO 100. © Rosie Hardy

Das Spiel mit dem Bokeh hilft dabei, eine magische Atmosphäre zu zaubern, besonders wenn du eine große Blendenöffnung (also eine kleine Blendenzahl) verwendest, um eine geringe Schärfentiefe zu erzeugen, die den Hintergrund weicher macht.

„Bokeh wirkt sehr verträumt“, sagt Rosie. „Wenn ich an einem Ort fotografiere, den ich neutral darstellen möchte, würde ich mit einer kleineren Blende fotografieren, um die Umgebung einzufangen. Würde ich mich auf ein Kleid konzentrieren, würde ich aber den Hintergrund ausblenden und die Aufmerksamkeit auf das Model legen.“

2. Im Gegenlicht für eine verträumte Ästhetik fotografieren

„Im Schatten zu fotografieren, mit Licht, das durch die Baumkronen fällt – Gegenlicht ist eine tolle Sache, um weiches, schmeichelhaftes und mystisches Licht zu erzeugen, wenn du keine anderen Lichtquellen hast“, sagt Rosie. Wenn sich die Lichtquelle hinter dem Motiv befindet, kannst du mit Halo- oder Randeffekten eine weiche, intime Bildwirkung erzeugen. „Ich finde, das unterdrückt Chaos im Bild und macht es viel mehr zu einem Märchen.“

Die Kombination ihrer Canon Canon EOS R5 oder Canon EOS 5D Mark IV und natürlichem Licht bildet die Grundlage für ihre skurrilen Fotos. „Ich liebe natürliches Licht und ich denke, wenn du es als Anfänger beherrschst, bringt es dich auch später in der Fotografie nach vorne“, fügt sie hinzu.

3. Requisiten und Kostüme erkunden

Eine Frau in einem wallenden rosafarbenen Kleid sitzt auf einem prächtigen Sofa und lehnt sich an die Armlehne, an der Seite sind Blumen aufgestapelt. Von Rosie Hardy.

Rosie kombiniert selbstgemachte Requisiten mit verzierten Kleidern, um einen skurrilen Look zu kreieren. „Sachen zu mieten ist eine weitere gute Option für den Einstieg, vor allem wenn du an der Uni bist und Zugang zur Theaterabteilung hast“, sagt sie. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 und einem Canon RF 35mm F1.8 MACRO IS STM Objektiv. © Rosie Hardy

Eine Frau in einem blauen Kleid scheint durch den zerbrochenen Bildschirm eines riesigen Smartphones zu krabbeln, das ohne Abstützung auf einem Feld steht. Aufgenommen von Rosie Hardy.

Rosie verwendet für ihre Porträts oft Requisiten – viele davon stellt sie selbst her und verbessert den Effekt dann bei der Nachbearbeitung. Zum Beispiel bei diesem riesigen Smartphone, das eigentlich ein zerbrochener Spiegel ist, dem sie den Rahmen eines Telefons nachträglich digital hinzugefügt hat. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark IV und einem Canon EF 35mm f/1.4 L II USM Objektiv bei 1/640 Sek., F4.5 und ISO 100. © Rosie Hardy

Rosie fotografiert oft mit fröhlichen Requisiten und ihren charakteristischen Ballkleidern. Sie erweckt mit handgefertigten Elementen, die sie in der Nachbearbeitung weiter anpasst, jenseitig wirkende Szenen zum Leben. „Kulissen, Requisiten und Kostüme sind es wert, enrkundet zu werden“, sagt sie. „Sie sind das, was mich auszeichnet.“

Um die Kosten niedrig zu halten, empfiehlt sie, auf Online-Auktionen und bei örtlichen Second-Hand-Läden nach Schnäppchen zu suchen, Requisitenlager und Kostümverleihe zu nutzen oder sogar eigene Requisiten zu basteln. So hat sie es auch bei einem ihrer Lieblingsbilder gemacht, in dem sie durch ein riesiges Telefon krabbelt. „Ich habe einfach einen Spiegel aus einem Rahmen genommen, bin hindurch gekrochen und habe dann bei der Nachbearbeitung ein Bild von meinem Handy auf diesen Rahmen gelegt“, sagt sie. „Ich habe Pappstücke in Herzform ausgeschnitten und sie mit Nagellack bemalt, weil ich damals keine andere Farbe zur Verfügung hatte.“

4. Mit weicher Beleuchtung spielen

Eine schmeichelhafte Beleuchtung spielt eine große Rolle bei der Umsetzung einer sanften Ästhetik. „Diffuses, weiches Licht, das keine harten Schatten wirft, schmeichelt der Haut“, sagt Rosie.

Obwohl sie versucht, ihre Aufnahmeorte nach den Lichtverhältnissen auszuwählen, muss manchmal das natürliche Licht manipuliert werden – dafür gibt es viele Möglichkeiten. „Wenn du ein Gesichtsporträt unter praller Sonne aufnimmst, solltest du ein Laken aufhängen, um das Licht etwas zu streuen“, sagt sie. „Wenn ich einen Reflektor verwende, würde ich wahrscheinlich einen goldenen Reflektor einem kälteren silbernen vorziehen, um dem Hautton mehr Wärme zu geben.“

5. Bei der Nachbearbeitung kreativ werden

Ein Model in einem federleichten weißen Kleid blickt in die Kamera, während künstlicher Schnee auf sie herabfällt.

Mit einer Bearbeitungssoftware kannst du Farben verändern und Bilder weichzeichnen, um eine traumhafte Atmosphäre zu verstärken. „Wenn man nachbearbeiten kann, sieht die Arbeit auch viel wertvoller aus, als es die Kasten dafür vermuten lassen“, sagt Rosie, die ihre Requisiten und ihr Design vom Set oft nachträglich ergänzt – von der Bildkomosition bis hin zur Schaffung professionell wirkender surrealer Welten.

Die Canon Software Digital Photo Professional (DPP) ist ein ideales Einstiegswerkzeug, sagt sie. „DPP ist wirklich gut für mich, weil ich damit meine RAW-Dateien bearbeiten kann, um die beste Qualität zu erreichen, und weil ich die Bilder in einem für die Produktion nützlichen Format ansehen kann.“ Mit der Software lassen sich auch Elemente wie Weißabgleich, Sättigung und Basiskurven anpassen. „Wenn ich die Farben im Bild vor dem Export wärmer oder kühler haben möchte, ist das die beste Software dafür, denn sie sorgt für eine optimale Integrität der Datei“, fügt sie hinzu.

6. Eine Farbpalette aufbauen

Ätherisch wirkende Bilder haben oft eine weiche, gedämpfte Farbpalette mit Pastell- und kühlen Tönen. „Farben haben einen enormen Einfluss auf das Gesamtbild“, sagt Rosie. „Als Betrachter schrecken mich Bilder mit zu vielen verschiedenen Farben eher ab, es sei denn, das ist das eigentliche Thema. Ich fühle mich zu Bildern hingezogen, die einen homogen wirkenden Gesamtton haben.“

Rosie bevorzugt Schlichtheit und Ausgewogenheit, wenn es um Farben geht. „Wenn du auf meine Social Media Kanäle oder meine Website gehst, wirst du sehen, dass jedes Bild einen Grundton oder zwei Farben hat“, fährt sie fort. „Wenn ich fotografiere, versuche ich entweder herauszufinden, welche zwei Farben ich verwenden werde oder wie ich die Aufnahme nachbearbeiten kann, damit das Bild stimmig ist.“

7. Unterschiedliche Orte erkunden

Die Fotografin Rosie Hardy steht vor einem See und fotografiert mit einer Kamera ein kleines elektrisches Licht, das sie in der anderen Hand hält.

Ein Ausflug aufs Land bietet viele fantastische Kulissen für deine Porträts, wie zum Beispiel diesen traumhaften See in der Abenddämmerung.

Porträt einer Frau im wallenden rosa Kleid mit Feenflügeln. Sie sitzt auf einer Mondsichel in einem Wald mit Rauchschwaden um sie herum. Aufgenommen von Rosie Hardy.

Die kühlen Töne und gedämpften Farben setzen hier einen ätherischen Ton, während das Model im Wald posiert. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark IV und einem Canon EF 35mm f/1.4 L II USM Objektiv bei 1/1.000 Sek., F2.2 und ISO 125. © Rosie Hardy

Wenn du an mythisch wirkende Bilder denkst, steht oft der Ort im Mittelpunkt. Rosie und ihre Models posieren oft inmitten beeindruckender Architektur oder dichter Wälder, um den Fotos eine ätherische Atmosphäre zu verleihen. „Ich fühle mich zu verlassenen Orten, Schlössern und jeder Art von Torbögen hingezogen“, sagt sie. „An öffentlich zugänglichen Orten wie Parks, Wäldern und großen offenen Stauseen und Seen anzufangen, ist eine gute Möglichkeit, sich an das Fotografieren in der Öffentlichkeit zu gewöhnen. Du stehst nicht unter Druck, dass dich jemand beobachtet oder du Ärger bekommst, weil du nicht die richtigen Genehmigungen hast.“

RF50mm F1.8 STM

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8. Das richtige Objektiv wählen

„Als Porträtfotografin möchte ich die Menschen auf meinen Bildern nicht verzerren“, sagt Rosie. „Mit einem Superweitwinkel zu fotografieren, würde das Gesicht ein bisschen verzerren, deshalb halte ich mich bei Porträts davon fern.“

Ihre bevorzugten Objektive sind das Canon EF 35mm f/1.4 L II USM, das Canon EF 85mm f/1.2 L II USM und das Canon EF 50mm f/1.4 USM. Alle drei Objektive bieten eine für das attraktive Bokeh erforderlich hohe Lichtstärke und sorgen gleichzeitig für realistische Proportionen und Details. Ihre bevorzugten Festbrennweiten bieten ihr noch einen weiteren Vorteil. „Ich denke auch daran, mit den Menschen vor mir zu interagieren“, sagt Rosie. „Wenn ich eine längere Brennweite verwenden würde, könnte ich nicht so gut mit meinem Kunden interagieren, weil ich sie aus der Distanz laut ansprechen müsste.“

Weitere Objektive für diese Art von Bildern sind das Canon RF 35mm F1.8 MACRO IS STM, das Canon RF 50mm F1.8 STM und das Canon RF 85mm F2 MACRO IS STM.

9. Längere Belichtungszeiten verwenden

Entgegen der herkömmlichen Meinung überbelichtet Rosie ihre Bilder gerne. „Ich weiß, dass viele Leute bei dem Gedanken, Details zu verlieren und zu starke Lichter zu haben, erschaudern werden, aber ich finde, dass es fast wie ein Film aussieht, wenn man ein wenig überbelichtet“, sagt sie.

Längere Belichtungszeiten erzeugen auch ein Gefühl von Bewegung im Bild – vor allem, wenn es sich um bewegte Elemente wie Wasser oder Wolken handelt. Rosie hat bei ihren Bearbeitungen zunehmend mit künstlicher Intelligenz (KI) experimentiert, die sich beim Spiel mit der Belichtung als nützlich erweist. „Wenn ich jetzt zum Beispiel einen überbelichteten Teil eines weißen Kleides habe, kann ich diesen Bereich einfach einkreisen und in der Eingabeaufforderung ,Detail hinzufügen’ eingeben.“

10. Eine Erzählung bilden

Das Porträt einer jungen Frau mit sommersprossigen Gesicht, strahlend blauen Augen und langen blonden Haaren. Sie schaut direkt in die Kamera und ist von rosa Blumen umgeben. Aufgenommen von Rosie Hardy.

Wenn du erzählerische Elemente zusammen mit Kostümen und Kulissen in deine Bilder einbringst, verstärkt das ihre mythische Dimension und Wirkung. Aufgenommen mit einer Canon EOS R und einem Canon RF 85mm F1.2 L USM Objektiv bei 1/1.000 Sek., F2 und ISO 250. © Rosie Hardy

Geschichten stehen im Mittelpunkt von Rosies Arbeit, die weit über normale Porträts hinausgeht. Sie ermutigt alle, erzählerische Elemente in die Bilder einzubringen. „Viele Leute denken, dass die Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, angeboren ist – aber ich glaube, man kann sie auch lernen“, sagt Rosie. „Ich finde, es sollte keine Schande sein, sich von anderen Menschen inspirieren zu lassen. Du musst nur respektvoll damit umgehen, wie du diese Inspiration interpretierst. Ich empfehle dir, deine Lieblingsbilder zu ,dekonstruieren’ und diese Elemente dann selbst in einer anderen Art und Weise zu arrangieren.“

Sie schlägt vor, mental in sich zu gehen und auch dort nach Inspiration zu suchen. Einige ihrer kraftvollsten Arbeiten entstanden, als sie die Trauer über den Tod eines ihr nahe stehenden Menschen durch die Fotografie verarbeitete.

„Letztendlich solltest du versuchen, deine eigene Geschichte zu erzählen und dich von deinen Emotionen inspirieren lassen – sowohl von positiven als auch von negativen. Du solltest nach innen schauen und dich fragen: „Was will ich sagen? Was ist mein Kommentar zu meinem Leben?“


Weitere Inspirationen und Ratschläge von Fotografen findest du in Rosies kreativen Bearbeitungsvideos und in der restlichen Playlist der Canon Europe Schulungsserie auf YouTube.


Verfasst von Lucy Fulford

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