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Was macht preisgekrönten Fotojournalismus aus?
Wir sprechen mit drei Juroren des World Press Photo Contest darüber, wie sie die Gewinner auswählen, und diskutieren über die Auswirkung von Fotojournalismus auf unsere Gesellschaft.
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Flammen umhüllen einen maskierten Demonstranten, der vor einer Explosion eines Motorradtanks flieht. Dieses faszinierende Bild wurde zum „World Press Photo of the Year“ 2018 ernannt. Der venezolanische Fotograf Ronaldo Schemidt nahm das Foto mit dem Titel „Venezuela Crisis“ in Caracas im Mai 2017 auf. Das 28-jährige Motiv des Reportagenfotos überlebte den Vorfall mit Verbrennungen ersten und zweiten Grades.
Die Jury lobte die im Foto eingefangenen Emotionen. Schemidt, angestellter Fotograf der Agence France-Presse, gewann mit seinem Bild zudem den ersten Preis in der Kategorie „Spot News Single“.
„Es hat eine unmittelbare Energie. Die Farben, die Bewegung ... und es ist sehr gut komponiert – es hat Kraft“, so Magdalena Herrera, Juryvorsitzende des World Press Photo Contest 2018 und Director of Photography bei Geo France.
Jurymitglied und Deputy Director of Photography bei National Geographic Whitney C Johnson bezeichnete das Bild „symbolisch“ und erklärte weiter: „Der Mann hat eine Maske auf seinem Gesicht. Er repräsentiert nicht nur sich selbst, der in Flammen steht, sondern ein ganzes brennendes Venezuela.“
Die Gewinner des von Canon gesponserten Wettbewerbs wurden in Amsterdam, Niederlande, in einem feierlichen Rahmen verkündet. Der Gesamtsieger erhielt ein Preisgeld von 10.000 Euro und Kameraausrüstung von Canon, darunter eine Canon EOS 5D Mark IV.
In diesem Jahr kamen mehr als 73.000 Beiträge aus der ganzen Welt von 4.548 Fotografen für den Wettbewerb zusammen. Von den 307 nominierten Fotografien erhielten 42 Fotografen 45 Preise in acht Kategorien.
Die Gewinner des von Canon gesponserten Wettbewerbs wurden in Amsterdam, Niederlande, in einem feierlichen Rahmen verkündet. Der Gesamtsieger erhielt ein Preisgeld von 10.000 Euro und Kameraausrüstung von Canon.
Die nominierten Bilder zeigen einige der weltweit wichtigsten Ereignisse des vergangenen Jahres – von der Flüchtlingskrise in Europa und der Befreiung von Mosul, Irak, bis hin zu der zunehmenden Verbreitung von Fertignahrung in China und der Nutzung von Makaken in der japanischen Unterhaltungsindustrie. Und unter den ersten, zweiten und dritten Preisen der einzelnen Kategorien befanden sich 17 Canon Fotografen, wobei fünf dieser Fotografen jeweils den ersten Preis erlangten.
Staub, Zerstörung und verzweifelte Gesichter definieren die emotionale Reihe „Schlacht um Mosul“ des Canon Fotografen Ivor Prickett, dem die Juroren den ersten Preis in der Kategorie „General News Stories“ verliehen. Pricketts Bilder dokumentieren das Leid der nach Schätzungen der Vereinten Nationen 4194 zivilen Opfer während des Konflikts um die Befreiung von Mosul aus den Händen des IS vom November 2016 bis Juli 2017. Das ebenfalls für den Preis „Photo of the Year“ nominierte Bild „Von irakischen Streitkräften gerettetes Kind“ (oben) zeigt einen Jungen, der als menschliches Schutzschild benutzt worden war – eine Praxis, die laut dem Hohen Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte während des Konflikts sehr häufig eingesetzt wurde.
Ein anderes der für den prestigeträchtigen Gesamtpreis nominierten Bilder Pricketts zeigt das Gesicht eines Mädchens, das der Welt direkt in die Augen blickt. Es steht stellvertretend für die Menschen im Westen von Mosul, die unter Nahrungs- und Wassermangel leiden. Diejenigen, die in der Stadt blieben, nachdem die irakische Regierung sie für befreit erklärt hatte, waren zunächst auf Hilfe angewiesen, um zu überleben, andere begaben sich in Lager für Vertriebene.
Eine bewegende Aufnahme zur Rohingya-Krise von Patrick Brown für UNICEF gewann den ersten Preis in der Kategorie „General News Singles“. Sie war ebenfalls für den Preis „Photo of the Year“ nominiert. Das ausdrucksstarke Bild zeigt die von dünnem, nassem Stoff verhüllten Leichen von Flüchtlingen, die beim Versuch, aus Myanmar zu fliehen, ertrunken sind – von den 100 Menschen auf diesem Boot überlebten nur 17.
In der Kategorie „Contemporary Issues Single“ dominierten Canon Fotografen. Den ersten Preis gewann der deutsche Fotograf Jesco Denzel für ein Bild, das die Probleme eines nigerianischen Fischerdorfs beleuchtet.
„Mehr als eine Frau“ behandelt Geschlechtsumwandlungs-Operationen in Thailand und verhalf dem italienischen Fotografen und Canon Botschafter Giulio di Sturco zum zweiten Preis in der Kategorie „Contemporary Issues Single“. Das Foto zeigt Dr. Suporn Watanyusakul, der in einem Krankenhaus in Chonburi in der Nähe von Bangkok mit seiner Patientin Olivia Thomas nach der Geschlechtsumwandlungsoperation zur Frau über ihren neuen Körper spricht.
Roger Turessons ausdrucksstarkes Bild des Lebens in Nordkorea zeigt einen Wächter am Ausgang des Kim Il-sung-Stadions kurz vor Beginn des Marathons von Pjöngjang und erreichte den dritten Preis in der Kategorie.
In der Kategorie „Contemporary Issues Stories“ erlangte der US-amerikanische Fotograf George Steinmetz den zweiten Preis, Heba Khamis den ersten. Georges Reihe „Chinas Ernährung“, die er für National Geographic aufnahm, erzählt die Geschichte von Chinas rasch steigenden Einkommen und der daraus resultierenden steigenden Nachfrage nach Fleisch, Milch und verarbeiteten Lebensmitteln und stellt diese den alternden landwirtschaftlichen Gemeinden des Landes gegenüber, das zunehmend von der Industrie mit Mitleidenschaft gezogen wird.
Der norwegische Fotograf Espen Rasmussen reiste durch Virginia, West Virginia und Maryland und traf sich mit einer Reihe von Menschen – von rechtsextremen Aktivisten bis hin zu Patrioten und Menschen voller Wut auf die Art und Weise, wie die USA regiert werden, um zu verstehen, warum „weiße Wut“ in Erscheinung treten konnte. Er erhielt den dritten Preis in der Kategorie „Contemporary Issues Stories“ für seine Reihe „White Rage“, die er für Panos Pictures aufgenommen hatte.
Naturfotograf Neil Aldridge erhielt den ersten Preis in der Kategorie „Environment Singles“ – eine neue Kategorie 2018. „Warten auf Freiheit“ zeigt ein Breitmaulnashorn mit einer markanten roten Augenbinde, das an einer Wand lehnt, kurz bevor es in seine neue Heimat im Okavango-Delta in Botswana freigelassen wird. Das gefährdete Tier wurde im Rahmen von Artenschutzbemühungen aus Südafrika gebracht, um die Art vor Wilderern zu schützen.
Zu den weiteren beleuchteten Umweltthemen in diesem Jahr gehörten das überraschende Phänomen von Mäusen, die junge Albatrosse auf Marion Island im südafrikanischen antarktische Gebiet angreifen, die rückläufige Pinguinbevölkerung auf Halifax Island, Namibia und die verschiedenen Abfallbewirtschaftungsprozesse auf der ganzen Welt, die versuchen, die heutzutage jeden Tag anfallenden 3,5 Millionen Tonnen an Festabfälle (zehn Mal mehr als noch vor hundert Jahren) zu bewältigen.
Der Spanier Javier Arcenillas erhielt den dritten Preis in der Kategorie „Long Term Projects“ für seine Story „Latidoamerica“, die er für Luz aufnahm. In einer zwischen 2010 und Januar 2016 aufgenommenen Serie betrachtet Arcenillas den bewaffneten Konflikt und sozio-ökonomischen Zusammenbruch vieler lateinamerikanischer Länder.
Dieses Projekt beschreibt die Angst, Wut und Hilflosigkeit der Opfer, die inmitten des täglichen Terrors unkontrollierter Gewalt leben, sowie die sozialen und politischen Faktoren, die diese Gewalt aggressiv verstärken.
Der niederländische Fotograf Jasper Doest erhielt mit seinem Bild „Nicht mehr heilig“ den zweiten Preis in der Kategorie „Nature Stories“. Die einst als die verehrten Mittler zwischen Göttern und Menschen betrachteten Makaken in Japan sind heute zahmer und werden für die Ernte eingesetzt. Doest erzählt die Geschichte der kommerziellen Unterhaltungsindustrie mit Affen, die seit über 1000 Jahren in Japan leben.
Der schwedische Fotojournalist und Canon Botschafter Magnus Wennman erhielt den ersten Preis in der Kategorie „People Singles“ für sein Bild zweier bettlägeriger und nicht ansprechbarer Roma-Flüchtlingsschwestern aus dem Kosovo in Hordal, Schweden. Sie leiden unter dem Uppgivenhetssyndrom oder „Resignationssyndrom“.
Der zweite Preis in der Kategorie „People Singles“ ging an Alessio Mamo für sein Porträt der 11-jährigen Manal, die nach einer plastischen Operation zur Behandlung von schweren Verbrennungen nach einer Raketenexplosion in Kirkuk, Irak, eine vollständige Gesichtsmaske trägt.
Tatiana Vinogradovas Projekt „Mädchen“ erhielt den dritten Preis in der Kategorie „People Stories“. Die Serie setzt Prostituierte in ihren Wohnungen in St. Petersburg, Russland künstlerisch in Szene. Offizielle Statistiken besagen, dass es eine Million Prostituierte landesweit gibt, obwohl Prostitution in Russland illegal ist.
Vinogradovas einfühlsame Porträts zeugen vom Niedergang der russischen Wirtschaft, der eine steigende Zahl von Frauen nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes in die Prostitution zwang.
Der dritte Platz in der Kategorie „Sports Singles“ ging an Eric Sampers' Luftbild des „Marathon des Sables“, einem 250-km-Lauf in der Sahara in Südmarokko, bei dem die Teilnehmer ihre eigenen Lebensmittel, Schlafausrüstung und andere Materialien bei sich tragen. Im Bild erscheinen die Läufer als winzige Figuren in der weiten Wüste.
Den zweiten Preis in der Kategorie „Sports Stories“ gewann Juan D. Arredondo mit seiner Serie „Fußballverein des Friedens“, die ebenfalls mit einer Canon Kamera aufgenommen wurde. Sie zeigt Mitglieder der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC), die nach mehr als 50 Jahren des Konflikts die Waffen abgelegt haben und in ihr ziviles Leben zurückkehren ... und auf den Fußballplatz. Die Mitglieder der kolumbianischen Armee spielen freundschaftlich Seite an Seite mit den Opfern des Konflikts.
Den zweiten und dritten Platz hinter Ronaldo Schemidts „World Press Photo Picture of the Year“ in der Kategorie „Spot News Singles“ belegten Ryan Kelly mit „Autoangriff“, aufgenommen für „The Daily Progress“, und Goran Tomasevics Bild „Krise im Nahen Osten – Mosul, Irak“, aufgenommen für Reuters.
Die Siegerbilder werden im Rahmen der World Press Photo-Ausstellung auf der ganzen Welt zu sehen sein. Start der Tournee ist am 13. April 2018 in De Nieuwe Kerk in Amsterdam.
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