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6 Methoden, mit denen ich meine Sportfotografie verbessert habe: Marc Aspland

England and New Zealand rugby players in a ruck, photographed by Marc Aspland.
Ein großartiges Sportfoto fasst ein Sportereignis zusammen, wie dieses Foto eines Rugby-Spiels zwischen England und Neuseeland von Marc Aspland. Aufgenommen mit einer Canon EOS-1D X Mark II mit einem Canon EF 400mm f/2.8L IS II USM Objektiv bei einer Verschlusszeit von 1/1328 Sek., Blende 1:2,8 und ISO 2000. © Marc Aspland/Times Newspapers Ltd.

Was Marc Aspland an der Sportfotografie am meisten mag, ist der vollständige Mangel an Kontrolle über die Ereignisse, die vor ihm stattfinden. „Ich kann Jonny Wilkinson nicht bitten, das Tor für England im Finale der Rugby-Weltmeisterschaft 2003 zu wiederholen, weil jemand vor mein Objektiv gelaufen ist“, sagt der Canon Botschafter. „Das ist Teil der Herausforderung bei dieser Arbeit.“

Aspland wächst seit 30 Jahren als Sportfotograf an dieser Herausforderung. Seit 1993 ist er Chief Sports Photographer bei der Times in Großbritannien. Während dieser Zeit hat er Sportgroßereignisse auf der ganzen Welt fotografiert, darunter sechs Olympische Sommerspiele und vier Endspiele der FIFA Fußball-WM. Viermal wurde er zum „Sports Photographer of the Year“ gekürt.

Aspland fotografiert regelmäßig alles, von Fußball, Tennis und Schwimmen bis hin zu Pferderennen, und fotografiert auch gerne Sportarten, die ihn aus seiner Komfortzone locken. So muss er sich beispielsweise bei Wintersportarten wie Eisschnelllauf, Curling und Snowboard komplett umstellen und eine neue Herangehensweise finden. Seine Begeisterung für Sportfotografie gründet jedoch nicht nur auf der Unberechenbarkeit dessen, was er fotografiert, oder darauf, Momente einzufangen, die es in die Schlagzeilen schaffen.

Hier blickt Aspland auf seine Arbeit zurück und verrät die Techniken und Methoden, mit denen es ihm gelang, ein besserer Sportfotograf zu werden.

As a golfer squats to line up a putt, a row of five others cast long shadows on the green.
Ein einzigartiger Blickwinkel, der zu einer ungewöhnlichen Komposition führt, kann ein Foto von allen anderen Aufnahmen desselben Ereignisses abheben, so Aspland. Aufgenommen mit einer Canon EOS-1D X Mark II mit einem Canon EF 200-400mm f/4L IS USM Objektiv bei einer Verschlusszeit von 1/2000 Sek., Blende 1:6,3 und ISO 640. © Marc Aspland
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1. Suche die Geschichte

„Mein Redakteur erwartet von mir absolut, dass ich bei einem Spiel das Siegtor fotografiere“, sagt Aspland. „Aber darüber hinaus möchte er, dass ich ein Bild mache, das eine ganze Sportveranstaltung auf einzigartige Weise zusammenfasst.“

„Das kann etwas ganz anderes sein als das Siegtor. Es geht darum, wie ich z. B. die ganzen 90 Minuten einer Fußballpartie interpretiere. Es kann sich um eine nebensächliche oder skurrile Ansicht handeln, wie ein Lächeln oder einen Blick auf dem Gesicht eines Spielers, der das Spiel zusammenfasst. Mein Job besteht darin, die 1.000 Wörter zusammenzufassen, die ein Sportjournalist über das gleiche Ereignis geschrieben hat. Und das täglich. Ich nehme an, dass es dabei auf diese fotojournalistische Fähigkeit ankommt, die Dinge etwas anders zu sehen.“

Um Dinge anders sehen zu können, muss Aspland innovative Techniken oder ungewöhnliche Blickwinkel einsetzen, um das Bild aufzunehmen, das er vor seinem Auge sieht. Letztendlich hängt jedoch alles von seinem gesamten Arbeitsansatz ab. „Man probiert immer wieder verschiedene Techniken aus, aber alle gehen Hand in Hand mit der Erfahrung und der eigenen Entwicklung als Fotograf“, sagt er. „Es geht vor allem darum, auf die Geschichte um dich herum zu reagieren und kreativ zu sein.“

A horse race photographed from high in the grandstand; the track, spectators and horses' legs are blurred.
Aspland verwendet die Verschlusszeit kreativ, um den Eindruck von Action zu vermitteln. Aufgenommen mit einer Canon EOS-1D X Mark II mit einem Canon EF 70-200mm f/2.8L IS II USM Objektiv mit einer Verschlusszeit von 1/16 Sek., Blende 1:16 und ISO 100. © Marc Aspland

2. Nutze Verschlusszeiten kreativ

Eine Methode, mit der Aspland seinen Bildern einen auffälligen Look verleiht, ist die Verwendung ultralanger oder ultraschneller Verschlusszeiten. Eine sehr schnelle Verschlusszeit von z. B. 1/4.000 Sek. friert alles ein und zeigt Dinge, die das menschliche Auge nicht sehen kann: die Wasserwand, die von einem Wasserskifahrer aufgeworfen wird, oder eine Staubwolke, die von einem Tennisspieler auf Sandplatz aufgewirbelt wird. Alternativ kann eine sehr lange Verschlusszeit von z. B. 1/15 Sek. eine actiongeladene Aufnahme in einen abstrakten Wirbel aus Farbe und Bewegung verwandeln.“

„Wenn ein Pferd während eines wichtigen Rennens über den letzten Zaun saust, stehen da vielleicht 20 Fotografen und nehmen genau dasselbe Bild auf“, sagt Aspland. „Aber vielleicht nimmt nur eine Person das Bild mit 1/15 Sek. auf und schwenkt mit der Action mit. Ich bevorzuge diese Bilder, weil sie anders sind und zeigen, dass der Fotograf ein Bild gesehen hat, noch bevor die Pferde aus dem Starttor kamen.“

A horse race photographed from track level at sunset, with the colourful sky dominating the image.
Bei dieser extrem kontrastreichen Weitwinkelaufnahme wirkt das Pferderennen fast nebensächlich. Aufgenommen mit einer Canon EOS-1D X Mark II mit einem Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Objektiv mit einer Verschlusszeit von 1/800 Sek., Blende 1:3,5 und ISO 1250. © Marc Aspland

3. Nimm Details auf, nimm die Totale auf

Aspland hat eine eigene Perspektive auf Sportevents, indem er seine Ausrüstung anpasst je nach Geschichte, die er erzählen möchte. Manchmal verwendet er ein langes Teleobjektiv, wie das Canon EF 200-400mm f/4L IS USM. Dieses Objektiv mit integriertem 1,4fach Extender erreicht eine Brennweite von 560 mm. Mit langen Objektiven wie diesem kann Aspland sich auf wichtige Details konzentrieren, die andere Fotografen oft nicht sehen.

„Überall um mich herum geschehen viele Dinge, aber ich sehe mir einen kleinen Teil der Szene durch den engen Tunnel eines Teleobjektivs an“, sagt Aspland. „Vielleicht fokussiere ich die Tätowierungen eines Footballspielers, der ein tolles Spiel abliefert, seine offenen Schnürsenkel oder das Gesicht einer Person in der Menge. Andere Fotografen neben mir hören, wie meine Kamera klickt, und sie fragen sich, was ich sehe. Aber dann ist der Moment schon längst vorbei.“

„Alternativ versuche ich, ein breiteres Bild aufnehmen, auch wenn der Protagonist eines Fußballspiels nur einen kleinen Bildausschnitt darstellt. Dann verwende ich beispielsweise ein Canon EF 16-35mm f/2.8L II USM für die Aufnahme einer weiten Ansicht des Centre Courts in Wimbledon oder des gesamten Wembley-Stadions, wenn das siegreiche Team nach der Partie den Fans applaudiert.“

Two rowing eights on the River Ouse, sparkling in the sunshine, with Ely Cathedral in the background.
Asplands eindrucksvolles Bild vom Training des Cambridge University Boat Club auf dem Great Ouse mit der Ely Cathedral im Hintergrund. Aufgenommen mit einer Canon EOS-1D X Mark II mit einem Canon EF 16-35mm f/2.8L II USM Objektiv mit einer Verschlusszeit von 1/1250 Sek., Blende 1:8 und ISO 400. © Marc Aspland/Times Newspapers Ltd.
Jockey Nina Carberry flies off her horse as it falls at a fence in the Grand National.

Tom Jenkins: Die Geschichte eines Preisträgers

Der Sportfotograf Tom Jenkins über das beim Grand National aufgenommene Bild, für das er mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet wurde.

4. Finde ungewöhnliche Blickwinkel

Eine weitere Möglichkeit, mit der Aspland seinen Bildern bei einem Ereignis einen einzigartigen Touch verleiht, ist die Verwendung einer ferngesteuerten Kamera an einem ungewöhnlichen Ort. Dies kann alles bedeuten, von der Positionierung einer Kamera hinter einem Tor mit einem Canon EF 8-15mm f/4L Fisheye USM Objektiv bis zum Aufstellen der Kamera mit einem Teleobjektiv direkt über einem Schwimmer, der kurz davor ist, ins Becken zu springen und den Wettkampf zu starten.

„Ich verwende heute immer öfter Kameras mit Fernbedienung“, sagt Aspland. „Kürzlich habe ich die erste und zweite Cambridge-Mannschaft beim Training für das Bootrennen auf dem Ouse in Cambridgeshire fotografiert. Ich wollte beide Mannschaften ins Bild bekommen, aber ich wusste, dass ich von einem bestimmten Standpunkt aus auch die Ely Cathedral, ein beeindruckendes Gebäude, einbeziehen könnte.

„Also setzte ich meine Canon EOS-1D X Mark II auf ein riesiges Einbeinstativ, das ich in der Hand hielt, während ich den Crews in einem Boot folgte. Ich wartete auf den richtigen Moment, richtete dann das Objektiv nach unten und betätigte die Fernbedienung, als die Ely Cathedral am Horizont auftauchte. Ich habe dieses Bild vor meinem inneren Auge gesehen und dann versucht herauszufinden, wie ich es mit der Ausrüstung, die ich bei mir hatte, erreichen konnte.“

A multiple-exposure image of sprinter Darren Campbell from starting position to running in a natural landscape.
Aspland experimentierte mit Mehrfachbelichtungen für dieses Bild „der unglaublichen Reise Darren Campbells“. Aufgenommen mit einer Canon EOS-1D X Mark II mit einem Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Objektiv mit einer Verschlusszeit von 1/1000 Sek., Blende 1:10 und ISO 400. © Marc Aspland

5. Experimentiere mit Mehrfachbelichtungen

Beeindruckende Sportaufnahmen können entstehen durch schnelle Serienaufnahmen, etwa mit den 14 Bildern pro Sekunde, die mit Asplands Canon EOS-1D X Mark II möglich sind, und die Kombination dieser Bilder zu einem Bild bei der Nachbearbeitung. Aspland hat diese Technik nicht oft eingesetzt, weil sie inzwischen zu beliebt ist, aber sie kann einzigartige Bilder schaffen, die mehrere Momente in nur einem Bild einfangen.

Aspland erinnert sich: „Vor Kurzem fotografierte ich den ehemaligen Olympia-Sprinter Darren Campbell, der sich von einer Gehirnblutung erholt, auf dem Golfplatz Celtic Manor in Wales. Ich wollte seine Lebensgeschichte in einem Bild zusammenfassen – er hatte als Kind aus einer rauen Gegend von Manchester angefangen – und hatte eine Idee dafür.“

„Wir gingen auf das Grün des 12. Lochs, und ich lege mich auf das Gras. Ich bat ihn, die Startblockposition einzunehmen und dann durch mein Bild zu rennen. Ich habe eine Mehrfachbelichtung aufgenommen, und dann haben wir in der Postproduktion ein Bild auf das andere gelegt. Auch in dieser Situation musste ich wie ein Fotojournalist denken und überlegen, wie ich diese Geschichte am besten zusammenfassen könnte.“

A huge crowd of spectators behind a golf course green; in the foreground, ripples spread in a still pool of water.
Der entscheidende Moment des Ryder Cups, festgehalten aus einem völlig unerwarteten Blickwinkel. Manchmal geht es bei der Sportfotografie darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein ... aber es bedarf der Geduld und des Verständnisses der betreffenden Sportart, um zu wissen, wo sich dieser Ort befindet und wann der Moment sein könnte. Aufgenommen mit einer Canon EOS-1D X Mark II mit einem Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Objektiv mit einer Verschlusszeit von 1/1328 Sek., Blende 1:2,8 und ISO 400. © Marc Aspland/Times Newspapers Ltd.

6. Habe Geduld

Genauso wichtig, wie verschiedene Techniken im Köcher zu haben, ist es nach Asplands Erfahrung auch, sich die Zeit zu nehmen, um diese Techniken in die Tat umzusetzen. Dank der technischen Raffinesse der neuesten Generation von Digitalkameras ist das Leben eines Fotografen heute deutlich leichter, was ihm mehr Kreativität ermöglicht. Aspland ist jedoch der Meinung, dass man sich „Denkzeit“ zugestehen muss, um das Beste aus dieser Technologie herauszuholen.

„Mit Digitalkameras ist die Aufnahme des Moments so einfach und direkt – Sportfotografen wissen, dass der Autofokus unglaublich gut ist und sie eine fantastische Bildfrequenz erhalten“, sagt Aspland. „Kameras sind heute so gut, dass es einfach ist, die gleichen Bilder wie alle anderen aufzunehmen. Als kreativer Fotograf muss man daher härter arbeiten, um sich von den anderen abzuheben.“

„Mit der Technologie von heute sollte man einen Schritt zurücktreten, das Motiv genau betrachten und den gewünschten Moment genauer eingrenzen. Man muss nachdenken: ‚Ich werde mich jetzt bewegen, weil sich das Licht verändert hat‘ oder ‚Ich setze ein anderes Objektiv ein oder ändere die Belichtung, weil das nicht das ist, was ich sehen möchte.‘ Für mich geht es bei der Sportfotografie darum, meine eigenen Bilder finden und mir selbst und meinem eigenen Stil treu bleiben zu können. Es geht darum, individuell und einzigartig zu sein.“

Verfasst von David Clark


Marc Asplands Ausrüstung

Die essentielle Ausrüstung für Sportfotografie

Sports photographer Marc Aspland holds a Canon camera and telephoto lens.

Kamera

Canon EOS-1D X Mark II

Die Canon EOS-1D X Mark II verfügt über einen hochempfindlichen Vollformat-CMOS-Sensor mit 20,2 Megapixeln, ein erweitertes 61-Punkt-Dual Pixel-AF-System und ermöglicht Videoaufnahmen in 4K – somit bietet sie konkurrenzlose Leistung. „Das ist ganz einfach die beste Profikamera, die ich in meiner Karriere je hatte“, sagt Aspland.

Objektive

Canon EF 400mm f/2.8L IS II USM

Extrem leistungsstarkes Superteleobjektiv der professionellen Canon L Serie mit Bildstabilisator für bis zu 4 Stufen längere Verschlusszeiten und 3 Modi. Aspland: „Das ist mein bevorzugtes Objektiv für die Sportfotografie. Es ist sehr scharf und bietet mir so viele Möglichkeiten, die Bilder aufzunehmen, die ich vor meinem inneren Auge sehe.“

Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM

Ein professionelles Standard-Zoomobjektiv, das neben erstklassiger Abbildungsqualität auch eine hohe Lichtstärke von 1:2,8 über den gesamten Zoombereich bietet. „Dieses Objektiv, die neueste Anschaffung meiner Ausrüstung, bietet mir eine andere Perspektive“, so Aspland. „Es ist so gut, dass ich wünschte, ich hätte es schon vor Jahren gehabt.“

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