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Insider-Story: Erkenntnisse von Jonas Bendiksen beim Fotografieren isolierter Gemeinden

Members of the Church of the Last Testament stand in white robes in front of snow-covered trees. Photo by Jonas Bendiksen.
Magnum Photos-Mitglied Jonas Bendiksen hat die Welt bereist und isolierte Gruppen wie die Mitglieder dieser unabhängigen Gemeinde im Süden Sibiriens fotografiert. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark III (mittlerweile ersetzt durch das Nachfolgemodell Canon EOS 5D Mark IV) mit einem Canon EF 24-70mm f/2.8L Objektiv (mittlerweile ersetzt durch das Nachfolgemodell Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM) mit einer Verschlusszeit von 1/800 Sek., Blende 1:7 und ISO 3200. © Jonas Bendiksen / Magnum Photos

„Fotografie war für mich schon immer das Werkzeug, mit dem ich Dinge erkunde, die meine Neugier wecken“, erzählt Magnum Photos-Fotograf Jonas Bendiksen. „Alle meine Projekte beziehen sich auf gesellschaftliche Fragen, die mich in diesem Moment bewegen. Oft betrachte ich dann Gemeinden, die sich am Rand der Gesellschaft befinden, oder Personen, die sich vom Mainstream abgewendet haben.“

Sein über einen Zeitraum von sieben Jahren gesammeltes Werk „Satellites“ (2006) behandelt isolierte Gemeinden an den Rändern der ehemaligen Sowjetunion. Darauf folgte „The Places We Live“ (2008), für das Bendiksen drei Jahre lang Menschen in städtischen Slums in Indien, Kenia, Indonesien und Venezuela fotografierte.

Dass beide Projekte mit Außenseitern zu tun haben, war laut Bendiksen eher ein Zufall. „Ich folge einfach den Dingen, die mich interessieren, und stelle später fest, dass sie letztendlich irgendwie zusammenhängen“, sagt er. „Aber das fällt mir erst im Nachhinein auf. Ich habe keinen Masterplan.“

Female members of the Church of the Last Testament stand in coats with fur-lined hoods and shawls on their shoulders.
Bendiksen war schon immer fasziniert von Religion, die ihn zu seinem neuesten Projekt „The Last Testament“ inspirierte. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark III mit einem Canon EF 50mm f/1.2L USM Objektiv, Verschlusszeit 1/160 Sek., Blende 1:/2,5 und ISO 4000. © Jonas Bendiksen / Magnum Photos
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Für sein neuestes Hauptprojekt „The Last Testament“ dokumentierte Bendiksen sieben Männer auf der ganzen Welt, die sich alle als Wiedergeburt von Jesus Christ bezeichnen. Damit folgte er nicht nur seiner Faszination für Randkulturen und Enklaven, sondern auch seiner lebenslangen Neugier in Bezug auf Religion.

„Meine Familie war nicht religiös, aber ich erkannte schon früh, dass meine Kindheitsfreunde dieses mir unbekannte Ding namens Glauben hatten und das Universum und Leben etwas anders sahen“, sagt er. „Solange ich mich erinnern kann, war ich fasziniert von Schriften und religiösen Texten, ob von der Bibel, dem Koran oder anderen. Vielleicht liegt das daran, dass ich nie gefühlt habe, was es bedeutet, an etwas zu glauben. Es war immer ein Mysterium für mich.“

Bendiksens Projekt wurde durch Zuschüsse der in Oslo ansässigen Freedom of Expression Foundation sowie des norwegischen Fernseh- und Radiosenders NRK finanziert. Es ist oft schwierig, Geld für diese Projekte aufzutreiben. „Ein Großteil meines Lebens dreht sich darum, eine Finanzierung zu finden, mit der ich meine Projekte unabhängig durchführen kann“, sagt er. „Es war noch nie einfach, und das ist es heute auch nicht, aber irgendwie geht es immer, und am Ende läuft es.“

A temple to Vissarion, leader of the Church of the Last Testament, in south Siberia.
Ein Tempel Wissarions im Wissarionitendorf Petropawlowka. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark III mit einem Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Objektiv, Verschlusszeit 1/100 Sek., Blende f/2.8 und ISO 8000. © Jonas Bendiksen / Magnum Photos

Fotografieren der Gemeinde

Einer der Messiasse der Gegenwart, die Bendiksen dokumentiert hat, war Wissarion – ein ehemaliger Verkehrspolizist, der von sich behauptet, dass ihm 1990 offenbart wurde, die Wiedergeburt des christlichen Heilands zu sein. Er hat etwa 5.000 Anhänger, die in einem abgelegenen Teil Südsibiriens in einer unabhängigen Gemeinde mit Schulen und Kirchen leben.

Wissarions Geschichte war der Schlüssel zum gesamten Projekt „The Last Testament“. „Das erste Mal habe ich von ihm gehört, als ich im Jahr 2000 als Freiberufler in Russland arbeitete“, erinnert sich Bendiksen. „2013 habe ich dann begonnen, mich für die Arbeit rund um das Thema Religion zu interessieren, also entschied ich mich, zu prüfen, ob er noch aktiv ist. Er war nicht schwer zu finden, und in der Zeit entdeckte ich auch einige der anderen, die von sich behaupten, der Messias zu sein. Das war der Moment, in dem ich sozusagen ‚ins Kaninchenloch fiel‘.“

Bendiksen schrieb Wissarions Organisation an und fragte, ob es möglich sei, die Gemeinde zu fotografieren. Im folgenden Jahr führte er mehrere Besuche durch, wobei er jedes Mal etwa 10 Tage blieb. Er empfand es als sehr wichtig, Wissarion und seinen Anhängern auf offene, urteilsfreie Weise zu begegnen.

Members of the Church of the Last Testament dressed in white robes process across a snow-covered landscape.
Wissarions Anhänger trotzen den Elementen, um an der weihnachtlichen Pilgerwanderung der Gemeinde bei Temperaturen von -30 °C teilzunehmen. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark III mit einem Canon EF 24-70mm f/2.8L USM Objektiv, Verschlusszeit 1/500 Sek., Blende 1:5 und ISO 5000. © Jonas Bendiksen / Magnum Photos

Bendiksen fotografierte all seine Bilder bei natürlichem Licht und entschied sich, zum Teil bedingt durch die schlechten Lichtverhältnisse, für eine Canon EOS 5D Mark III (mittlerweile ersetzt durch das Nachfolgemodell Canon EOS 5D Mark IV). „Ich habe alle Kameras der 5D-Serie verwendet“, sagt er. „Einer der großen Vorteile des neuen Modells besteht darin, dass sie mir ermöglicht, Situationen mit schlechten Lichtverhältnissen einzufangen, in denen ich bisher nicht fotografieren konnte. Außerdem gefällt mir, wie die Dateien aussehen: Sie fühlen sich echt und natürlich an.“

Ein weiterer Grund, warum er sich für die Canon EOS 5D Mark III entschied, war das robuste, wetterfeste Gehäuse. „Im sibirischen Winter waren die Arbeitsbedingungen ziemlich schwierig“, erinnert er sich. „Ich habe ein paar Bilder von der Weihnachtsfeier der Gemeinde aufgenommen, die am 14. Januar – Wissarions Geburtstag – stattfindet. Dabei unternehmen die Gläubigen eine Pilgerwanderung im Freien – bei Außentemperaturen von -30 °C. Doch ich wusste: die EOS 5D Mark III würde auch unter diesen Bedingungen eine gute Leistung abliefern.“

Dennoch musste Bendiksen sehr vorsichtig mit der Kamera umgehen. „Ich schützte die Kamera in meiner Jacke und nahm sie nur heraus, wenn ich sie brauchte“, sagt er. „Ich fotografiere immer im manuellen Modus, weil ich das einfach so gewohnt bin, daher musste ich alle Wahlräder und Tasten mit riesigen Handschuhen bedienen.“

People in the back of a taxi in South Africa. Photo by Ilvy Njiokiktjien from her Born Free project.

Einblicke in ein Südafrika nach der Apartheid

Canon Botschafterin llvy Njiokiktjien spricht über ihr 10-jähriges Multimedia-Projekt, das die Generation südafrikanischer Menschen dokumentiert, die nach dem Ende der Apartheid geboren wurden.

Bendiksen nahm eine Reihe von Objektiven mit, um alles von Nahaufnahmen Wissarions und seiner Anhänger bis hin zu weiten Außenaufnahmen abzudecken. In seiner Kameratasche hatte er seine bevorzugten Objektive dabei: das Canon EF 50mm f/1.2L USM, das Canon EF 35mm f/1.4L USM (mittlerweile ersetzt durch das Nachfolgemodell Canon EF 35mm f/1.4L II USM) und das Canon EF 85mm f/1.8 USM.

Außerdem hatte er ein Canon EF 24-70mm f/2.8L USM (mittlerweile ersetzt durch das Nachfolgemodell Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM) und ein Canon EF 70-200mm f/4L USM eingepackt, die ihm die gewünschte Vielseitigkeit boten.

Bendiksen hatte zwar mit einigen Einschränkungen zu kämpfen, insbesondere im Dorf, in dem Wissarion lebt, doch diese wurden nach einiger Zeit gelockert. „Es zeugt von Vertrauen ihrerseits, dass sie mir die Arbeit ohne Aufpasser gestatteten“, sagt er. „Ich habe auch versucht, ihre Wünsche zu respektieren, daher bin ich nicht umhergeschlichen und habe die Leute überrascht. Es ging darum, dezent zu arbeiten und niemanden zu belästigen.“

Obwohl es ihm nicht ganz gelang, als stiller Beobachter einen Einblick in sein Leben zu vermitteln, konnte Bendiksen ein faszinierendes Porträt von Wissarions Welt erschaffen – seiner Schüler, der Gemeinde im Allgemeinen und ihrer Zeremonien und Rituale.

Vissarion, leader of the Church of the Last Testament, stands on a snow-covered hillside, with his followers below.
Wissarion tritt hervor, um seine Herde am Höhepunkt der Weihnachtspilgerung zu begrüßen. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark III mit einem Canon EF 70-200mm f/4L USM Objektiv, Verschlusszeit 1/1250 Sek., Blende 1:11 und ISO 500. © Jonas Bendiksen / Magnum Photos

Leben als Außenseiter

Bendiksen blickt zurück auf seine Erfahrungen mit der Kirche des Letzten Testaments und sagt, dass er am meisten von seiner eigenen Reaktion auf die Gemeinde überrascht war.

„Ich hatte fast das Gefühl, dass ich problemlos dort leben könnte, wenn mich nicht verschiedene Aspekte an mein Zuhause binden würden“, sagt er. „Ihre Lebensweise und ihre Gemeinschaft haben mich sehr bewegt, und ich konnte zumindest vorübergehend verstehen, wie es sich anfühlt, diesem Glauben zu folgen. Ich kam an einen Punkt, an dem ich es wirklich spüren konnte. Für mich bedeutet das in gewisser Weise, dass meine Mission erfüllt war.“

„Die meisten Menschen halten diese Gemeinde für seltsam und abgedreht. Je mehr Zeit ich jedoch damit verbrachte, sie näher kennenzulernen, desto schwieriger fand ich es, zu entscheiden, weshalb ihre Überzeugungen und ihr Messias weniger plausibel sein sollten als andere Dinge, an die manche Menschen glauben.“

Bendiksen sagt, dass er bei diesem Projekt auch etwas über sich selbst erfahren hat. „Diese Menschen haben die Stärke und manchmal auch den Mut, ihr Leben nicht nach dem Mainstream auszurichten“, sagt er. „Ich glaube, dass es etwas in mir gibt, das sich dagegen sträubt, so konventionell zu leben, wie ich es tue. Es ist bewundernswert, wenn man sich traut, am Rand der Gesellschaft zu leben. Das macht einen Teil meiner Faszination aus.“

Verfasst von David Clark


Jonas Bendiksens Ausrüstung

Die Ausrüstung, die Profis für ihre Fotos verwenden

A Canon EOS 5D Mark IV camera.

Kamera

Canon EOS 5D Mark IV

Speziell für beste Leistung in jeder Situation konzipiert, ist die EOS 5D Mark IV eine erstklassig konstruierte Allround-Kamera, die in jeder Hinsicht überzeugt. „Sie ermöglicht mir, Situationen mit schlechten Lichtverhältnissen einzufangen, in denen ich bisher nicht fotografieren konnte“, sagt Bendiksen.

Objektive

Canon EF 50mm f/1.2L USM

Mit seiner unglaublich hohen Lichtstärke von 1:1,2 erweist sich das EF 50mm 1:1,2L USM als Top-Lösung für den Low-Light-Einsatz.

Canon EF 35mm 1:1.4L USM

Ein Standard-Weitwinkelobjektiv mit natürlicher Perspektive, erstklassigen Low-Light-Eigenschaften und außergewöhnlicher optischer Leistung – ganz so wie Reportagefotografen es lieben.

Canon EF 85mm 1:1,8 USM

Kurze Telebrennweite, hohe Lichtstärke und schneller Autofokus: Mit diesen Attributen empfiehlt sich das EF 85mm f/1.8 USM für jeden Porträtfotografen.

Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM

Professionelles Standard-Zoomobjektiv der L Serie mit erstklassiger Abbildungsqualität bei konstanter Lichtstärke von 1:2,8.

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