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Freelancer, regelmäßiger freier Mitarbeiter oder Festanstellung: Berufseinblicke für junge Fotojournalisten von Brent Stirton

Wie erhält man regelmäßige Aufträge im wettbewerbsorientierten Umfeld des Fotojournalismus? Brent Stirton, ein führender Fotojournalist, gibt uns seine Tipps.
Ein muskulöser junger Mann mit erhobenen Armen und ineinander gefalteten Händen steht auf einem Flussbett. Aufgenommen von Brent Stirton mit einer Canon EOS R5.

„Als Fotojournalist musst du dich auf deine eigenen Projekte konzentrieren und an deiner Überzeugung festhalten, dass dein Blick auf die Welt einzigartig ist“, sagt Brent Stirton. „Wenn du dich wirklich der Sache hingibst, wirst du interessante Aufnahmen machen.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon RF 24–70mm F2.8L IS USM Objektiv bei 25 mm, Verschlusszeit 1/250 Sek., Blende 1:7,1 und ISO 320. © Brent Stirton/Getty Images für das GEO Magazine

Der Fotojournalismus ist eine begehrter Beruf, doch wie finden als Studenten oder frischer Studienabgänger am besten regelmäßige Arbeit? Sind Aufträge als Freiberufler der beste Einstieg – und können sie zu einer Festanstellung führen? Wie stehen die Aussichten auf regelmäßige Arbeit infolge eines großen Einzelauftrags?

Diese und weitere Fragen stellten wir dem preisgekrönten Fotojournalisten und Canon Ambassador Brent Stirton. Brent ist seit 1995 hauptberuflicher Fotojournalist, unter anderem mit Stories für führende Publikationen wie die New York Times, Der Spiegel und National Geographic sowie NGOs wie Human Rights Watch. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen zählen 13 der begehrten World Press Photo Awards. Derzeit ist er ein Senior Correspondent für Getty Images sowie ein National Geographic Explorer.

Hier spricht Brent, der auch ein Redner beim diesjährigen Canon Student Development Programme ist, über die verschiedenen Wege zum Fotojournalismus und die Zukunft von freiberuflichen Fotojournalisten. Zudem gibt er wertvolle Ratschläge hinsichtlich der Ausrüstung, die Berufseinsteiger benötigen.

Fünf junge Menschen mit großen Netzen auf dem Kopf nutzen einen umgefallen Baum, um einen Fluss zu überqueren. Aufgenommen von Brent Stirton mit einer Canon EOS R5.

„Zu Beginn deiner Karriere musst du auf originelle Ideen kommen und dann etwas finden, womit du deinen Lebensunterhalt bestreiten kannst, während du diese Ideen weiterentwickelst und umsetzt“, sagt Brent. „Im aktuellen Klima ist es schwerer, Zuschüsse für sehr komplexe Projekte zu bekommen. Projekte, die oft weniger komplex sind und eventuell zu hübscheren Bildern führen, sind einfacher zu finanzieren.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon RF 24–70mm F2.8L IS USM Objektiv bei 36 mm, Verschlusszeit 1/250 Sek., Blende 4 und ISO 1600. © Brent Stirton/Getty Images für National Geographic

Als freiberuflicher Fotograf Fuß fassen

Zu Beginn einer Karriere im Fotojournalismus ist es laut Brent am wichtigsten, Finanzen aufzubauen, die es dir ermöglichen, deine Projekt zu realisieren und dein Portfolio aufzubauen. „Versuche, auf eine sehr klare Vorstellung davon hinzuarbeiten, was du tun möchtest. Finde Arbeit, lebe bescheiden, tue, was nötig ist, um etwas Kapital zusammenzusparen, und führen dann ein Projekt durch“, sagt er. „Das kann ein Projekt im eigenen Land – sogar in deiner Stadt – sein oder im Ausland.“

„Du musst einzigartige Bilder einer Situation oder eines Themas erstellen können, über das sich Menschen bisher keine – oder schon seit Längerem nicht mehr – Gedanken gemacht haben. Falls du dich beispielsweise für die Tierwelt interessierst, überlege, wo du eine Tierart finden kannst, die dich besonders fasziniert. Wenn dich die Berichterstattung über Konflikte reizt, konzentriere dich auf einen weniger bekannten. Wichtig ist, dass du ein Portfolio aufbaust, das wirklich zeigt, wer du bist.“

Eine Gruppe junger Mädchen in pinkfarbenen Trikots und Leggings stehen vor einem kleinen Gebäude. Aufgenommen von Brent Stirton mit einer Canon EOS R5.

„Wenn du ein Korrespondent für Agenturen wie AP, AFP, Reuters oder Getty sein möchtest, musst du deren Wertesystem teilen und das unter Beweis stellen, indem du hingehst, wo du gebraucht wirst, erstklassige Aufnahmen machst und oft auch als Erster vor Ort bist“, erklärt Brent. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon RF 24–70mm F2.8L IS USM Objektiv bei 29 mm, Verschlusszeit 1/250 Sek., Blende 1:5 und ISO 400. © Brent Stirton/Getty GEO Magazine

Als freiberuflicher Fotograf Fuß fassen

Ein erfolgreicher Freiberuflicher zu sein bedeutet, regelmäßig starke und kreative Ideen zu haben und diese Ideen in hochwertigen Projekten zu realisieren. Das bietet dir die Freiheit, an deinen eigenen Projekten zu arbeiten, auch wenn das finanzielle Überleben von regelmäßigen Aufträgen abhängt. Dieser Weg bietet nicht die Sicherheit einer Festanstellung.

Junge Fotojournalisten auf der Suche nach regelmäßiger Freelance-Arbeit müssen gute Beziehungen zu Bildredakteuren aufbauen. „Für Neueinsteiger ist der Durchbruch in diesem Beruf nicht leicht“, sagt Brent. „Wenn du eine Story vorschlägst, musst du genau darauf achten, dass sie zu der jeweiligen Publikation passt. Stelle die Story und dich dann in einer kurzen E-Mail mit maximal fünf Beispielen deiner Arbeit vor. Diese Referenzarbeiten müssen erstklassig sein. Erkläre, woran du derzeit arbeitest und dass du gerne regelmäßig zur Publikation beitragen würdest.

„Bildredakteure empfangen ständig E-Mails. Sie reagieren am ehesten auf einen professionellen Auftritt, der aussagt, wer du bist, was du tust und warum sie sich deine Arbeit anschauen sollten. Hake nach deinem ersten Kontakt subtil nach: Bombardiere sie nicht mit täglichen E-Mails, sonst wirkst du nur anstrengend.“

Der Beruf des Korrespondenten

Ein Weg zur regelmäßigen freiberuflichen Arbeit ist die Tätigkeit als Korrespondent – also als Fotograf oder Videofilmer, der im Auftrag einer Publikation über Ereignisse an einem bestimmten Ort berichtet. „Wenn du den richtigen Ort auswählst, zuverlässig arbeitest und regelmäßig gute Inhalte generierst, erhältst du mit hoher Wahrscheinlichkeit Aufträge, auch wenn du voraussichtlich nicht viel Geld verdienst“, sagt Brent. „Die Arbeit als Korrespondent kann manchmal zu einer Festanstellung führen, aber es gibt viel Konkurrenz.“

Oft müssen sich freiberufliche Fotojournalisten mit anderen freiberuflichen Fotoarbeiten über Wasser halten. Dazu gehören Aufnahmen bei Hochzeiten, in der Mode und für Unternehmen. Das kann die Gelegenheit bieten, die technischen Fähigkeiten zu verbessern. „Betrachte kein Gebiet der Fotografie mit Herablassung. Mit jeder gelungenen Aufnahmen wirst du ein besserer Fotograf“, setzt er fort. „Wann immer du keine Aufträge hast, solltest du an deinen eigenen Projekten arbeiten.“

Zwei Personen, die sich zueinander lehnen, um auf die Rückseite einer Canon-Kamera zu schauen.

Du studierst Fotografie oder Film?

Future Focus von Canon bringt Fotografie- und Filmstudenten mit der professionellen Community zusammen.
Ein Mann in Stammeskleidung blickt auf das Meer. Auf seiner rechten Seite befindet sich eine kleine Hütte und im Hintergrund eine große Bergkette. Aufgenommen von Brent Stirton mit einer Canon EOS R5.

„Wenn du ein Einsteiger bist, musst du in den ersten paar Jahren alles können. Vielseitigkeit und die Fähigkeit, über mehrere Plattformen hinweg zu arbeiten, sind absolut unerlässlich“, sagt Brent. „Ich habe Hochzeiten und Mode fotografiert, ich habe alle möglichen Dinge gemacht, um meine Projekte zu finanzieren.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon RF 24–70mm F2.8L IS USM Objektiv bei 24 mm, Verschlusszeit 1/250 Sek., Blende 1:5,6 und ISO 100. © Brent Stirton/Getty Images für das GEO Magazine

Einzelaufträge richtig nutzen, um mehr Freelance-Arbeit zu erhalten

Wenn man als Freelancer einen einmaligen Traumauftrag zu einem Thema erhält, das man schon immer behandeln wollte, muss man diese Gelegenheit richtig wahrnehmen. „Es ist erstaunlich, wie manche Menschen Chancen ungenutzt lassen“, sagt Brent. Es herrscht kein Mangel an talentierten Fotojournalisten. Wenn man also die Gelegenheit hat, in diesem Bereich aktiv zu sein, muss man überzeugende Arbeit leisten.“

Diese Arbeit kann ein wichtiges Sprungbrett für mehr Freelance-Aufträge oder gar für ein Festanstellung sein.

Vor- und Nachteile der Tätigkeit als fest angestellter Fotograf

Im Gegensatz zu vielen anderen Berufen gibt es im Fotojournalismus keine vorgezeichnete Laufbahn. Die Arbeit als festangestellter Fotograf gilt oft als größte Berufsziel eines Fotojournalisten, da sie ein geregeltes Einkommens und die finanzielle Absicherung deiner Projekte bietet. Wer in einer festen Position erfolgreich ist, kann anschließend im Management Fuß fassen. Laut Brent ist die Festanstellung aber auch mit ihren eigenen Anforderungen und Einschränkungen verbunden.

„Wer glaubt, dass die Festanstellung wunschlos glücklich macht, der irrt“, sagt er. „Medienunternehmen arbeiten heutzutage mit sehr schmale Gewinnmargen, besonders die Printmedien. Ganz anders sieht es bei der Arbeit für das Fernsehen und Dokumentationen aus. Bessere Erfolgsaussichten hast du also mit Videoaufnahmen als mit Fotos für die Printmedien.

„Festanstellungen bringen ein hohes Maß an Druck mit sich, und du musst anspruchsvolle Zielvorgaben einhalten. Du musst deine Arbeit zuverlässig leisten und damit zurechtkommen, dass du oft von deiner Familie weg sein wirst.“

Darüber hinaus sind Festanstellungen in der heutigen Medienwelt eher selten. „Ich habe sehr viel Glück, die Sicherheit einer Festanstellung zu genießen, und es ist ein großen Privileg“, fügt er hinzu. „Aber es gibt nicht viele dieser Stellen. National Geographic beispielsweise hat meines Wissens nur zwei feste Stellen. Aktuell sind nur sehr wenige Publikationen finanziell gut aufgestellt, daher werden kaum neue Arbeitsplätze geschaffen.“

Eine Frau liegt mit über den Kopf gestreckten Armen auf einem Sofa, die Gesichtsmaske unter dem Kinn. In der Ecke des grauen Raums steht ein Hibiskusbäumchen mit leuchtend orangefarbenen Blüten.

Michele Spatari: vom Fotografiestudenten zum Profi

Nachrichtenfotograf Michele Spatari spricht über das Canon Student Development Programme und dessen Bedeutung für seine Karriere.
In einer ausgetrockneten Umgebung schließen ein Mann und eine Frau – sitzend und stehend – die Augen, während Staub um sie herum weht. Aufgenommen von Brent Stirton mit einer Canon EOS R.

„Ein Problem für freiberufliche Fotojournalisten ist die Tatsache, dass sie mit erfahrenen Profis, die finanziell abgesichert sind und mitunter wohlhabende, gut informierte Unternehmen wie die New York Times hinter sich haben, konkurrieren. Und das ist schwer“, sagt Brent. Aufgenommen mit einer Canon EOS R mit einem Canon RF 24–105mm F4L IS USM Objektiv bei 39 mm, Verschlusszeit 1/200 Sek., Blende 1:18 und ISO 200. © Brent Stirton

In deine Ausrüstung investieren

Fotojournalisten müssen in einer Reihe von anspruchsvollen Umgebungen arbeiten. Brent empfiehlt daher, in hochwertige Ausrüstung zu investieren. „Kaufe die beste Ausrüstung, die du dir leisten kannst“, sagt er. „Eine Canon EOS R6, EOS R7 oder EOS R8 statt einer EOS R5 zu kaufen ist vollkommen in Ordnung. Falls du dir nicht die neuste Ausrüstung leisten kannst, bietet der Gebrauchtmarkt einige großartige Schnäppchen.

„Du brauchst etwas, das ohne Wenn und Aber funktioniert und mit dem du in schlechten Lichtverhältnissen arbeiten kannst, weil du diese Bedingungen öfter vorfinden wirst, als du denkst.

„Als Fotojournalist wirst du deine Kameragehäuse wahrscheinlich alle fünf Jahre wegen der Abnutzungserscheinungen austauschen, also sind Objektive eine langfristigere Investition. Heutzutage sind Zoomobjektive sehr gut, und ich kann meine Arbeit mit nur einem Gehäuse und den Objektiven Canon RF 24–70mm F2.8L IS USM und Canon RF 24–105mm F4L IS USM erledigen. Sobald du eine zuverlässige Ausrüstung hast, ist es besser, dein Geld in die Finanzierung deiner Projekte zu stecken.“

Zwei junge Männer mit Stammeskleidung und handgefertigten Pfeilen und Bögen kauern sich im gelblichen Gras nieder. Aufgenommen von Brent Stirton mit einer Canon EOS R.

„Ich sage Fotografen immer wieder, dass sie einen Sinn für das Geschäftliche brauchen“, sagt Brent. „Wenn du jung bist und Geld verdienst, muss ein Teil davon in die Altersvorsorge gesteckt werden. Du musst in etwas investieren, ob in Immobilien oder die Finanzmärkte oder etwas Anderes. Das sagt einem niemand.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R mit einem Canon RF 24–105mm F4L IS USM Objektiv bei 30 mm, Verschlusszeit 1/200 Sek., Blende 18 und ISO 200. © Brent Stirton

Sei engagiert, aber pragmatisch

Brent gibt aufstrebenden Fotojournalisten gerne eine klare Vorstellung möglicher Tücken, aber im Großen und Ganzen sagt er, es sei ohne Zweifel ein tolle Arbeit. „Unser Beruf wird stark romantisiert, aber wenn man in ihm überleben will, braucht man letztlich ein gewisses Maß an unternehmerischem Wissen“, sagt er. „Arbeit ist Arbeit, das wird leicht übersehen. Du brauchst einen Geschäftsplan, du brauchst Entschlossenheit und Disziplin, und du brauchst Talent.

„Sehr wenige von uns werden mit dieser Arbeit reich oder erfolgreich. Was dieser Beruf bietet, basiert auf der Leidenschaft und darauf, dass man sich aufrichtig für die Themen interessiert. Es handelt sich nicht um eine einfache Berufswahl. Doch wenn man es richtig anstellt, ist das Leben als Fotojournalist oder als Fotograf allgemein sehr erfüllend.“

David Clark

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