ARTIKEL

Filmgrundlagen: 6 Tipps, die auch Profis kennen sollten

Kameramann Patrick Smith und Filmemacher Ollie Kenchington zeigen, wie man Filmaufnahmen mit ein paar grundlegenden Regeln lebendig werden lässt.
Canon Cinema EOS Kameras auf Stativen in einem Studio.

Von Bildfrequenzen und HDR zu Codecs und Bildkomposition – professionelle Aufnahmen in Kino-Qualität kann man nur erreichen, wenn man die Filmgrundlagen beherrscht. © Patrick Smith

Die Cinema Kameras von Canon sind sowohl für erfahrene Filmemacher als auch für Anfänger perfekt geeignet. Dank der hochauflösenden Sensoren, der Dual Pixel CMOS AF Technologie und dem Canon Log auf einen Knopfdruck ist es jetzt einfacher denn je, ohne Fachausbildung professionelle Videos aufzunehmen.

Man sollte sich, unabhängig davon, wie professionell das Equipment ist, immer auf die Grundlagen berufen. Man muss erst für sich herausfinden, welche Ausschnitte man wählen sollte, wie Bildkomposition funktioniert, welche Aufnahmeformate man benutzt und wie man mit einem minimal besetzten Team großartige Ergebnisse erzielen kann.

Im Folgenden entdecken wir einige Grundprinzipien für professionelle Videos mit Expertentipps von zwei Filmprofis. Kameramann Patrick Smith produziert Dokumentarfilme und Dokudramen für BBC, Netflix und Channel 4, wohingegen Filmemacher und Spezialist für Postproduktion Ollie Kenchington Korro Films leitet, eine preisgekrönte Agentur, die Werbesendungen, Dokus und Markeninhalte produziert.

Sei es der nächste Schritt in der Filmindustrie oder bereits vorhandene Fähigkeiten auffrischen – dafür sind diese grundlegenden Tipps unverzichtbar.

Der Touch-Bildschirm der CANON EOS C70 zeigt das Gesicht einer Frau mit Fokusanzeige.

Die Dual Pixel CMOS AF Technologie von Canon fokussiert das Motiv und verfolgt es weiter. Wenn das Motiv fokussiert ist, leuchtet die Kontrollleuchte grün, sodass eine manuelle Fokussierung erleichtert und die Benutzerfreundlichkeit und Präzision verbessert wird. © Fergus Kennedy

1. Mit dem Fokus spielen

Seit sich die Kameraauflösung immer schneller weiterentwickelt, erfreut sich 4K-Streaming immer größerer Beliebtheit und zunehmend größere TV-Bildschirme finden weltweit Einzug. Schärfe und genauer Fokus werden immer wichtiger. Objektive wurden Jahre lang von professionellen Kameraassistenten manuell fokussiert, bis Canon die Arbeitsweise von Filmcrews mit der führenden Dual Pixel CMOS AF Technologie und einer einzigartigen Focus Guide-Funktion revolutionierte.

Die Dual Pixel CMOS AF Technologie von Canon ist ein Sensor-basiertes Autofokus-System mit Phasenerkennung, das Motive fokussieren und verfolgen kann. Als Nutzer kann man die Geschwindigkeit und Reaktionszeit des Systems anpassen, den intelligenten Gesichtserkennungsalgorithmus nutzen und mit nur einer Berührung das Motiv auf dem Bildschirm fokussieren. Wenn Objektive für eine manuelle Fokussierung eingesetzt werden, gibt der Canon Focus Guide einen klaren Überblick darüber, in welche Richtung man den Fokusring drehen sollte. Darüber hinaus wird ein klar sichtbares visuelles Signal abgegeben, sobald das Motiv scharf gestellt ist. Mit ein wenig Übung findest du schnell heraus, welche Einstellung passt.

Besitzt du eine Canon Ausrüstung?

Besitzt du eine Canon Ausrüstung?

Registriere deine Ausrüstung, um Zugriff auf kostenlose Expertentipps, Gerätewartung, inspirierende Veranstaltungen und exklusive Sonderangebote mit Canon Professional Services zu erhalten.
Eine Canon EOS C70 für die Hochformataufnahme einer Frau.

Die Canon EOS C70 ist eine neue Generation der Cinema EOS Kamera mit RF Bajonett. Neue Funktionen sind unter anderem die direkte Touch-Steuerung und die Aufnahme im Hochformat. © Fergus Kennedy

2. Experimentiere mit den Seitenverhältnissen

Die meisten Filme werden im Format 16:9 Ultra High Definition (UHD) 4K mit einer Auflösung von 3840 x 2160, im Format 19:9 DCI 4K oder in Cinema 4K mit einer Auflösung von 4096 x 2160 gedreht. Videos im Hochformat 9:16 in den sozialen Medien werden immer beliebter, weshalb Kameras wie die Canon EOS C70 mit dieser Funktion ausgestattet wurden.

Viele Filmemacher lieben jedoch das klassische Breitbildformat CinemaScope, bei dem die Aufnahmen absichtlich durch das sehr breite Bild verzerrt werden. Dieses Bild wird üblicherweise mit einer speziellen anamorphotischen Linse erzeugt und im Nachbearbeitungsprozess korrigiert, um die verschiedenen vertikalen und horizontalen Abmessungen der Bilder zu produzieren. Zu den klassischen Merkmalen anamorphotischer Objektive gehören ein ovales Bokeh und lange, horizontale Lichtspiegelungen.

Manche der erweiterten Canon-Kameras erlauben eine Korrektur durch anamorphotische Linse, sodass die Aufnahmen im korrigierten Breitbildformat angezeigt werden. Für eine grobe Vorstellung des endgültigen Bildes nutzen manche Filmemacher ‚sphärische‘ Standardlinsen und schneiden die Aufnahme in der Nachbearbeitung.

„Für Anfänger ist das Seitenverhältnis eine sehr einfache Möglichkeit, die wahrgenommene Ästhetik zu verbessern", so Smith. „Durch einen einfachen Tastendruck wird das Bildmaterial, das langweilig aussieht, optimiert, sodass es Qualität wie im Kino erhält. Dies geschieht nur aufgrund der schwarzen Linien oben und unten am Bild, welches der Betrachter sofort mit einem Kinofilm assoziiert.

„In vielen Dokumentarfilme werden die Seitenverhältnisse inzwischen variiert. Die Filmemacher nutzen Archivbildaufnahmen im 4:3-Format, Filmmaterial im 16:9-Format und Interview-Aufnahmen im 2:35-CinemaScope-Format. Es handelt sich hierbei natürlich um Schummelei, aber ich rate es vielen Regisseuren, da man sehr gut damit spielen kann. Seitenverhältnisse sind eine großartige Hilfe beim Storytelling.“

Drei Canon Cinema EOS Kameras auf Stativen – eine EOS C300 Mark III, eine EOS C500 Mark II und eine EOS C70.

Die Verschlusszeit wird an die Bildfrequenz angepasst. Eine gute Faustregel ist die „180-Grad-Regel“. Die Verschlusszeit sollte ungefähr auf den doppelten Wert der Bildfrequenz eingestellt werden. Für eine Bildfrequenz von 30 B/s stellt man also eine Verschlusszeit von 1/60 Sek. ein, für eine Bildfrequenz von 240 B/s wählt man eine Verschlusszeit von 1/500 Sek. © Patrick Smith

3. Finde die richtige Bildfrequenz

Die Bildfrequenz bezieht sich auf die Anzahl der Bilder, die der Kamerasensor innerhalb einer Sekunde erfassen kann. Übliche Bildfrequenzen sind 23,98, 24, 25, 29,97, 30, 50 und 60 B/s. Wenn du in einer PAL oder NTSC TV-Region filmst, stehen dir möglicherweise andere Optionen zur Verfügung.

PAL-Bildfrequenzen betragen normalerweise 25 und 50 Bilder sowie NTSC 29,97 und 59,94, obwohl 24 oft für echte Kinoatmosphäre verwendet wird Bei der Bearbeitung mit einer Zeitleiste von 25 oder 29,97 Bildern kann mit 50 bzw. 59,94 B/s aufgenommenes Videomaterial auf halbe Geschwindigkeit reduziert werden. Höhere Bildfrequenzen wie 100, 120, 150, 180 oder 240 B/s können für einen Superzeitlupenfilm verlangsamt werden.

Smith schätzt besonders die Bildfrequenzoptionen der Canon EOS C300 Mark III, einschließlich der schnelleren Zeitlupenfunktion. „Dass die Kamera 120 B/s, 120 Bilder in 4K, produzieren kann, ist hervorragend, wenn man die Dinge mal anders betrachten möchte. Bei Dokumentarfilmen geht es uns darum, die Welt einmal in einem anderen Licht darzustellen und ein Zeitlupeneffekt ist perfekt dafür. In den meisten Fällen würde ich eine Frequenz von 120 Bildern nutzen, daher ist diese Funktion sehr nützlich.“

Die Canon EOS C500 Mark II, an einer Drohne befestigt.

Begriffe, die du als Videoeinsteiger kennen solltest

Du möchtest von Einzelbildern auf Videos umsteigen? In unserem Glossar findest du 27 Profi-Videobegriffe von „Anamorph“ bis „Wide DR“, damit du bestens vorbereitet deine ersten Schritte wagen kannst.
Eine Balletttänzerin posiert in einem gelben, wehenden Kleid mit Tuch auf einem Berg und überblickt das Tal unter ihr. Die Hälfte der Aufnahme zeigt die Canon Log Version, die andere Hälfte zeigt die gradierte Version.

Mit dem Canon Cinema RAW Light-Format wird die Dateigröße verkleinert, ohne Verluste in der Bildqualität.

4. Nutze Cinema RAW Light für ultimative Kontrolle

Filmemachern werden zahlreiche Dateiformate angeboten. Einige davon bieten bessere Qualität in einem größeren Dateiformat. Für ultimative Qualität und Kontrolle ist die Verwendung von RAW-Daten meistens die beste Wahl – das Problem dabei sind die riesigen Dateien.

Das Cinema RAW Light Format von Canon bietet deutlich kleinere Dateigrößen, ohne Verluste in der Bildqualität. Außerdem bietet das Format den größten Dynamikumfang. Cinema RAW Light ist in folgenden Kameras verfügbar: Canon EOS C200, EOS C500 Mark II, EOS C300 Mark III, EOS R5 und EOS-1D X Mark III.

Cinema RAW Light bietet flexibles Grading, einen genauen Weißabgleich, Schärfung und Rauschreduzierung in der Nachbearbeitung. „Ich bearbeite Cinema RAW Light wie jedes anderes Dateiformat auch,“ sagt Ollie. „Ich füge die Dateien direkt in das System ein, lege sie auf die Zeitleiste und beginne mit der Arbeit. Sie enthalten zahlreiche Farbinformationen.

„Auf das RAW-Bild wurde kein Gamma angewendet. Man kannst also „Rec.709“, „Canon Log 3“, „Log 2“ oder „Log“ daraus machen“, so Ollie. „ISO, Farbumfang, Gamma, Weißabgleich, Farbton, Highlights, Schatten und Schärfe können bearbeitet werden.“

Kameramann Patrick Smith saß auf dem Boden eines Krankenhauses und trug einen Mund-Nasen-Schutz beim Filmen.

Kameramann Patrick Smith ist der Meinung, dass es bei Dokumentarfilmen oft vorteilhaft sein kann, mit einer kleineren Crew zu arbeiten. „Insbesondere seit Beginn der Corona-Pandemie muss man sich dem Platzbedürfnis seiner Crew bewusst sein. Ich nehme mir vor, speziell wenn es um den Wohnraum anderer Menschen geht, so wenig wie möglich zu berühren und keine großen Strecken zurückzulegen“, so Smith. © Patrick Smith

Filmemacher Patrick Smith filmt mit einer Canon EOS C70 Cinema Kamera auf einem tragbaren Gimbal ein Kind, das mit einem Fußball spielt.

Viele der Canon Kameras, wie die Canon EOS C70, die Patrick benutzt, sind ideal für minimal besetzte Teams oder Solo-Projekte, da sie hochwertige Tonaufnahmen, perfekte Fokussierung dank Dual Pixel CMOS AF Technologie und eine eingebaute Bildstabilisierung bietet. © Patrick Smith

5. Entscheide, wann du eine Crew benötigst

„Sich für oder gegen eine Crew zu entscheiden hängt oft vom Budget ab. Jedoch gibt es auch noch weitere Aspekte, die man berücksichtigen sollte“, erklärt Patrick. „Darüber muss ich immer wieder diskutieren“, sagt er über seine Erfahrungen in der Dokumentarfilmindustrie. „Je kleiner die Crew, desto länger dreht man oft. Mit größeren Crews kann man die Dreharbeiten oft schneller abschließen.

Viele Regisseure haben Bedenken bezüglich der Intimität und des Platzbedarfs einer Dokumentar-Crew. Also je kleiner das Team, desto besser. Es kann sehr befreiend sein, alleine mit einem Regisseur auf Filmtour zu gehen.

Eine erfahrene Crew gibt dir jedoch viel kreativen Spielraum. Wenn man Leute um sich hat, die dich unterstützen und die technischen Herausforderungen von jemand anderem übernommen werden, kann man sich auf das kreative Storytelling und die Lichteinstellungen konzentrieren.“

Ein Mann sitzt vor zwei Bildschirmen an einem Schnittplatz. Er wird von hinten gefilmt. Eine CANON EOS C200 Cinema Kamera liegt neben ihm auf dem Schreibtisch.

Canon Kameras wie die EOS C200 bietet HDR-Aufnahmen – eine Funktion, die immer wichtiger wird, seit die Nachfrage nach HDR-Inhalten steigt.

6. HDR-Aufnahmen und -Grading

Die meisten Standardbildschirme können nicht den gesamten Helligkeitsbereich reproduzieren, den eine Kamera einfangen kann. Daher erstellen viele Filmemacher ihre Aufnahmen in einem Standard-Dynamikumfang mithilfe des Rec.709-Farbspektrums. Inzwischen gibt es jedoch immer mehr helle und farbenfrohe HDR-Fernsehbildschirme und Smartphones auf dem Markt, sodass das Filmen in HDR sich im Workflow der Filmemacher etabliert.

HDR richtet sich nach dem Rec.2100-Standard für Bildschirme, die einen viel größeren Helligkeitsbereich wiedergeben können, deshalb ist es bei HDR obligatorisch, in der PQ- oder Hybrid Log Gamma (HLG)-Einstellung zu drehen. HDR-Aufnahmen sind auf der Canon EOS C300 Mark III, EOS C500 Mark II, EOS C700 FF, und EOS C70 möglich. Die EOS C200 kann Aufnahmen im RAW-Format erstellen, die als HDR bearbeitet werden können.

Aufnahmen im PQ- und HLG-Format erfordern kein Grading. HLG ist ebenfalls abwärtskompatibel mit Rec.709-Standards zur Ansicht auf Standardmonitoren, was für einen schnelleren Workflow sorgt.

Adam Duckworth

Ähnliche Artikel

Newsletter sichern

Hier klicken, um inspirierende Geschichten und interessante Neuigkeiten von Canon Europe Pro zu erhalten.