Solltest du neben Fotos auch Videos machen?

Die Fotojournalisten Magnus Wennman und Ilvy Njiokiktjien erzählen, wie sie mit Videos begonnen haben und wie Hybridaufnahmen dem eigenen Angebot in der Fotoindustrie Mehrwert verleihen können.
Das Gesicht einer Schwimmerin, Yvette Tetteh, taucht mit geschlossenen Augen aus dem Wasser auf.

„Mir ist es beim Aufnehmen von Videos extrem wichtig, dass ich entscheiden kann, wie ich eine Geschichte erzähle“, sagt der schwedische Fotojournalist Magnus Wennman. Magnus sieht sich selbst nicht mehr länger als reinen Zeitungsfotografen. Seine Arbeit umfasst nun auch Videos und Sound. Sein Bild der 30-jährigen Yvette Tetteh, einer ghanaisch-britischen Unternehmerin, Athletin und Aktivistin, die etwa 450 Kilometer im Fluss Volta in Ghana geschwommen ist, um Aufmerksamkeit auf die Wasserverschmutzung zu lenken, hat er mit seiner favorisierten hybriden Ausrüstung aufgenommen: einer Canon EOS R5 mit einem Canon RF 28-70mm F2L USM Objektiv. © Magnus Wennman

Muss man wirklich Videos parallel zu seinem professionellen Fotogeschäft anbieten? Viele Fotografen fragen sich, ob es notwendig ist, ihr Portfolio zu diversifizieren und auch Videos anzubieten, um relevant zu bleiben, oder ob es sinnvoller wäre, sich auf einen Bereich der Fotografie zu spezialisieren, der ihnen am Herzen liegt.

Wir sehen einen Anstieg von hybrider Inhaltserstellung in allen Genres, zum Beispiel Wildlife, Reisen und sogar Mode, aber wir haben die Fotojournalisten und Canon Ambassadors Magnus Wennman und Ilvy Njiokiktjien gebeten, ihre Meinung mit uns zu teilen, für wie wichtig sie Videoaufnahmefähigkeiten mittlerweile für Profifotografen in der Dokumentarfotografie halten.

Magnus Wennman: Fotojournalist und Multimedia-Creator

Der Fotojournalist Magnus Wennman hat auf Instagram sehr viele Follower. Er hat sogar mehr Follower als die Zeitung, bei der er seine Karriere begann, Leser hat. Das verdeutlicht einmal mehr, wie sehr sich die Medienlandschaft in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Er hat die Veränderungen in Sachen Nachfrage schnell erkannt und bald bemerkt, welche Vorteile ihm Sound und Video beim Erzählen seiner Geschichten bieten würden.

„Früher konnte man mit Fotokameras keine Videos aufnehmen. Ich habe also für die Nachrichten Diashows erstellt, dazu einen Dialog aufgenommen und sie mit Hintergrundmusik unterlegt“, sagt er. „Sie sind wirklich gut angekommen. Dass ich das ganz alleine machen konnte, hat mich wirklich überrascht. Es war ein toller Moment. Daraus hat sich meine heutige Arbeitsweise mit Videos entwickelt.“

Schwarz-Weiß-Porträt von Magnus Wennman mit Baseballkappe.

Magnus Wennman

Wennman ist als Fotograf bei der größten Zeitung Schwedens, Aftonbladet, fest angestellt. Er ist nicht mehr nur für seinen preisgekrönten Fotojournalismus bekannt, sondern erlangt nun auch als Filmemacher Aufmerksamkeit. Sein Kurzfilm „Fatima's Drawings“ (unten) hat 2016 den Preis für den besten digitalen Nachrichtenbericht beim Visa pour l'Image gewonnen.

„Meiner Ansicht nach geht es bei meiner Arbeit vor allem darum, herauszufinden, wie ich eine Geschichte bestmöglich erzählen kann. Die Canon EOS 5D Mark II hat alles verändert. Erstmals konnte ich mit einer Kamera Fotos und Videos aufnehmen. Der Umstieg auf Videos fiel mir leicht. Plötzlich konnte ich Inhalte erstellen, die mit Fotos alleine einfach nicht möglich waren. Außerdem hat es Spaß gemacht, etwas Neues zu lernen. Es kommt nicht oft vor, dass wir Fotografen etwas von anderen lernen. Meist lernen wir etwas, indem wir verschiedene Dinge ausprobieren. Wir lernen aus unseren Fehlern, was aber an sich nichts Schlechtes ist. Es war wirklich inspirierend und spannend.“

Wennman hat nicht nur für Aftonbladet gearbeitet, sondern auch Geschichten für die globale Presse wie National Geographic, TIME Magazine und internationale Zeitungen dokumentiert. „Wenn du heutzutage als Fotograf für diese Unternehmen arbeiten möchtest, musst du lernen, wie man Videos filmt. Sonst bekommst du nie einen Job“, sagt er. „Das gehört zur Arbeit als Fotograf einfach dazu. Heutzutage findet alles online statt. Wir müssen Videos produzieren, um mit anderen Medien konkurrieren zu können“, rät er.

Während seiner jahrelangen Arbeit für Nachrichtendienste hat Magnus einen steigenden Bedarf an Videoinhalten gesehen: Nahezu alle produzierten Inhalte erfordern nicht nur Text und Fotos, sondern auch Videos. Das Ergebnis? Eindrucksvolles Storytelling.

Ein Techniker mit weißen Handschuhen reinigt den Sensor einer Canon Kamera.

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„Der Trend geht zunehmend zum Video, aber ich mag die Arbeit damit, weil sie viel mehr Möglichkeiten bietet. Für mich ging es immer darum, die beste Art und Weise zu finden, eine Geschichte zu erzählen. Und das hängt immer davon ab, was für eine Geschichte man erzählen möchte. Mein letztes Projekt ist mein bisher größtes und umfasst sowohl Fotografie als auch Videos. Es dreht sich darum, wie schwierig es ist, am Ende des Lebens Sterbehilfe zu erhalten. Ich habe eine 87-jährige Frau in den letzten sechs Monaten ihres Lebens begleitet. Das Ergebnis war eine innovative Publikation, die in Schweden große Aufmerksamkeit erhalten hat“, erzählt Magnus.

Was ist also das Geheimnis hinter seinem Erfolg?

„Wenn ich viel Zeit für ein Projekt habe, teile ich sie in der Regel auf. An einem Tag mache ich zum Beispiel nur Videos, am nächsten nur Fotos. Der stetige Wechsel kann herausfordernd sein, aber solange du neugierig bleibst und etwas lernen möchtest, sehe ich kein Problem. Meiner Meinung nach ist es etwas Positives. Heutzutage gibt es so viel mehr Möglichkeiten, eine Geschichte zu erzählen. Wichtig ist nur, dass du dir immer die Frage stellst, welches Format sich für das Erzählen der Geschichte am besten eignet. Einige Geschichten können mit Videos nicht erzählt werden. Bei anderen stoßen Fotos an ihre Grenzen. Durch das Internet gibt es unendlich viele Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen“, sagt er.

Für hybride Projekte verlässt sich Magnus auf eine simple Ausrüstung: die Canon EOS R5 und das Canon RF 24-70mm F2.8L IS USM Objektiv. „Die EOS R5 ist eine fantastische Kamera, das ist eine Offenbarung für mich. Die Kamera erfüllt alle meine Anforderungen und das Objektiv ist das beste, mit dem ich je gearbeitet habe. Außerdem ist die Kamera unglaublich vielseitig. Ich nehme am liebsten so wenig Ausrüstung wie möglich mit. Wenn ich zu viel Ausrüstung dabei habe, schränkt mich das meiner Meinung nach bei der Suche nach einer Geschichte zu sehr ein. Normalerweise nehme ich nur die EOS R5 mit einem RF 24-70mm F2.8L IS USM Objektiv und vielleicht dem RF 70-200mm F2.8L IS USM mit. Damit bin ich voll ausgestattet.“

Das Canon EOS R System wurde speziell für Hybrid-Shooter entwickelt. Die beeindruckende Anzahl an RF Objektiven, einschließlich hybrider RF Objektive für hybride Aufnahmen, bis hin zu den erweiterten Autofokus- und Bildstabilisierungssystemen eignet sich sowohl für Videos als auch für Fotos.

Ilvy Njiokiktjien: Fotojournalistin und Geschichtenerzählerin

Als Ilvy Njiokiktjien ihr erstes Video gedreht hat, war sie als Fotografin bereits äußerst erfolgreich. „Ich habe im Rahmen eines Langzeitprojekts namens Afrikaner Blood gemeinsam mit einer Kollegin Fotos in einem rechtsradikalen Camp gemacht. Der Anführer des Camps hat einige wirklich schreckliche Dinge gesagt. Da wurde mir klar, dass uns niemand glauben würde, dass er das wirklich gesagt hat, wenn wir es nicht auf Video festhielten“, erklärt sie. „Wir haben ihn gefragt, ob es für ihn okay wäre, wenn wir ein Interview mit ihm machen würden. Er war einverstanden. Wir haben ihm jedoch nicht gesagt, dass wir nicht wussten, wie man mit der Kamera Videos aufnimmt. Wir mussten uns die Bedienungsanleitung im Internet suchen und ausdrucken, haben uns online ein paar Lern-Tutorials angesehen und dann weitergemacht. Für die Menschen im Camp müssen wir wie Amateure ausgesehen haben. Am Ende hatten wir eine wahrhaft überwältigende Masse an Material. Wir haben es zusammengeschnitten und dafür sogar den ersten Preis beim World Press Photo Multimedia Contest gewonnen.“

Canon Botschafterin Ilvy Njiokiktjien mit ihrer Canon Kamera.

Ilvy Njiokiktjien

Njiokiktjien ist eine preisgekrönte niederländische Dokumentarfotografin. Sie hat schon auf der ganzen Welt gearbeitet und dabei Fotos und Videos für die New York Times, das TIME Magazin, Newsweek, National Geographic und The Guardian aufgenommen. Außerdem arbeitet sie mit NGOs zusammen, darunter auch UNICEF. Ihre erste Kamera hat sich Njiokiktjien 2002 gekauft. Den ersten Fotopreis gewann sie nur vier Jahre später.

„Manchmal ist es dir peinlich, wenn du nicht wirklich weißt, was du tust. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass die Geschichte das Wichtigste ist,und du alles dafür tun solltest, die Geschichte zu erzählen. Etwas Neues zu lernen, ist ohnehin immer etwas Tolles. Manchmal ist es sogar von Vorteil, wenn du etwas Neues ausprobierst und keine vorgefasste Meinung dazu hast. Du kannst dann einfach das tun, was dir automatisch von der Hand geht. Es ist wirklich interessant zu sehen, wie viel und wie schnell du etwas auf diese Weise lernst.“

Ein weißer Eisbär läuft über eine Grasfläche und sieht direkt in die Kamera.

Ein Eisbär beobachtet eine Gruppe von Touristen, die ihn während einer organisierten Tour in Churchill, Kanada, fotografieren. Dies ist eine der Gemeinden, die Ilvy im Rahmen ihres Projekts „Climate Safer Regions“ fotografiert und gefilmt hat. Der Ort ist als „Hauptstadt der Eisbären“ bekannt, doch der Klimawandel gefährdet die Eisbären, da das Meereis weniger wird und ihr Lebensraum gestört wird, was dem lokalen Tourismus schaden könnte. Churchill wird wirtschaftlich jedoch als klimasicherere Region gesehen, da der Hafen von Churchill von der Erwärmung in Form einer längeren Schifffahrtssaison und längeren Handelszeiten profitieren könnte. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon EF 70-200 f/2.8L IS II USM Objektiv. © Ilvy Njiokiktjien.

Zwei Männer stehen auf Eis, aufgenommen von der anderen Seite eines roten Zauns und durch einen Tunnel hindurch.

Ian Van Nest (links) von Polar Bear Alert, einer Organisation, die sicherstellt, dass keine Eisbären in das Dorf Churchill gelangen, stellt mit einem Kollegen eine Falle auf. Die Zukunft des Ortes ist davon abhängig, sowohl die Umweltrisiken für die Tierwelt als auch die potentiellen wirtschaftlichen Vorteile einer Hafenerweiterung abzuwägen. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon EF 24-70 f/2.8L II USM Objektiv. © Ilvy Njiokiktjien.

„Viele Fotografen nehmen ohnehin Videos auf. Das gehört heutzutage einfach dazu“, fährt Njiokiktjien fort. „Da ich ohnehin schon als Fotografin gearbeitet habe, war der Schritt von Fotos zu Videos und dann von Videos zum Geschichtenerzählen zwar ein großer, aber ein machbarer. Du musst zwar viel lernen, aber als Fotograf denken wir ohnehin visuell. Das ist wirklich von Vorteil.“

„Die Bedeutung von Sound sollte dabei allerdings nicht vergessen werden. Meiner Meinung nach kannst du mit gutem Audio zwar viel erreichen, mit schlechtem Audio jedoch umso mehr verlieren. Wenn die Bilder in einem Video wunderschön sind, die Qualität des Sounds jedoch wirklich schlecht ist, dann bleiben die Zuschauer nicht lange genug, um sich die Bilder anzusehen.“

Kamerafrau Sarah Thomas Moffat hält die Canon EOS C400, um eine Frau im Raumanzug zu filmen, im Hintergrund ist ein Satellit zu sehen.

Begriffe, die du als Videoeinsteiger kennen solltest

Du möchtest von Einzelbildern auf Videos umsteigen? Unser alphabetischer Leitfaden für Videofilmer und Creator von hybridem Content nimmt dir die Angst vor dem Fachjargon der Filmbranche.

Seit sie sich zum ersten Mal an Videografie versucht hat, hat Ilvy eine flüssigere hybride Arbeitsweise übernommen. Sie verlässt sich immer mehr auf Videos, um ihrer Arbeit Tiefe und Emotionen zu verleihen und ihre Geschichten authentischer, fesselnder und zugänglicher zu gestalten. Ihr aktuelles Projekt, Climate Safer Regions, umfasst einen Mix aus ungestellten Interviews, zusätzlichem Filmmaterial vom Zustand der Umwelt sowie Bilder, welche die menschliche Seite der Klimaanpassung aufzeigen. Mit all dem will sie dokumentieren, wie sich Gemeinden an den Klimawandel anpassen.

„Videoaufnahmen sind wichtig, um die Geschichte auf eine Weise lebendig zu machen, wie Fotos es manchmal nicht schaffen. Das hat hauptsächlich mit dem Thema zu tun, das den Blick auf eine mögliche Zukunft des Klimas richtet. Es ist schwierig, die Zukunft darzustellen, da wir nicht wissen, wie sie aussehen wird. Daher wollte ich die Stimmen der Menschen und ihre Beschreibungen aufnehmen, wie sie die Zukunft sehen. Ich hatte nicht geplant, dass das Projekt hauptsächlich aus Videos besteht, aber diese Aufnahmen wurden zum Kernbestandteil der Erzählung“, sagt sie. „Das Projekt wurde noch nicht veröffentlicht, aber ich bin mir sicher, dass die Stimmen und Interviews der Menschen dabei helfen werden, dem Projekt Leben einzuhauchen und ich hoffe, dass das Problem der Klimaanpassung für ein größeres Publikum greifbarer und dringlicher wird“, fährt sie fort.

In dieser Episode des Canon Podcasts „Shutter Stories“ erhältst du weitere wichtige Einblicke von Branchenexperten:

Wie Magnus macht Ilvy ihre Aufnahmen nun ebenfalls mit einer Canon EOS R5. „Diese Kamera hat meinen Arbeitsalltag als Fotografin grundlegend verändert. Dank der EOS R5 bin ich zu einer besseren Geschichtenerzählerin geworden. Damit kann ich alles einfach, intuitiv und sofort erledigen. Ich kann viel schneller reagieren. Weil die EOS R5 so irre schnell fokussiert, kann ich mich auf die Interaktion mit den Menschen konzentrieren, statt vom Anpassen der Kameraeinstellungen abgelenkt zu werden. Diese Kamera ist wirklich die beste Erweiterung für alle guten Objektive und anderen Zubehörteile, mit denen ich bisher gearbeitet habe. Um flexibler zu sein, filme ich auch Videos aus der Hand oder mit einem Einbeinstativ.“

Ilvy hat sowohl Foto- als auch Videoaufnahmen geübt und kann jetzt leichter zwischen den Modi wechseln. Ihr Tipp dafür lautet: „Manchmal verpasst man trotzdem einen Foto- oder Videomoment. Es ist nicht ganz einfach, aber die Vielseitigkeit lohnt sich.“

Matthew Richards and Danielle Grimster

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